Machen uns TV-Serien zu besseren Eltern?
Erziehen mit Netflix und Co? Was können wir uns von TV-Familien abschauen? Humorvolle Tipps von einem Serien-Junkie gibt es in einem außergewöhnlichen Eltern-Ratgeber. Töpfchen gehen, den kleinen Bruder nicht verhauen etc. – lässt sich das von Filmen abschauen? Mehr dazu erfahrt Ihr hier …
Können uns TV-Serien im Alltag, genauer gesagt bei der Kindererziehung, helfen? Dieser Frage widmet sich auf unterhaltsame Weise der Autor Jochen Till. Was sich in den Serien zwischen Eltern und ihren Kindern abspielt, kann wertvolle Hinweise darauf geben, was pädagogisch sinnvoll oder eher unsinnig ist. Davon gibt sich Jochen Till, bekennender Serien-Junkie, überzeugt.
Serien wie „Game of Thrones”, „Brotherhood” oder „Modern Family” boomen. Streaming-Plattformen und TV-Sender nehmen immer mehr Geld in die Hand, um Geschichten zu lancieren, die die Feinheiten des Alltags nachzeichnen – auf sensible, verrückte oder mitreißende Weise. Teil dieses Alltags ist die Gestaltung der innerfamiliären Beziehungen. In seinem Ratgeber „Warum Seriengucken uns zu besseren Eltern macht“ erklärt Till anhand von Szenen aus den „Simpsons“, „Riverdale“ oder „Breaking Bad“, wie Eltern in kritischen Momenten klügere Entscheidungen treffen können.
Die großen Fragen der Kindererziehung, an denen alle Eltern mal mehr mal weniger verzweifeln, werden vom Autor durch einen Blick in die TV-Serienwelt beantwortet. Was stellen beliebte Seriencharaktere mit ihrem Nachwuchs an, der nicht essen oder schlafen will? Wie bringen sie ihn dazu, aufs Töpfchen zu gehen, nicht altklug daherzureden, zu klauen oder den kleinen Bruder zu vermöbeln? Und vor allem: Wie brauchbar sind diese „Vorbilder“ für das reale Leben?
„Ich bin angetreten, um die Themen ‚Erziehung‘ und ‚Serien‘ mit möglichst guten Tipps zu verbinden“, formuliert Till seinen Anspruch. Dass er seine Leserinnen und Leser dabei bestmöglich unterhält, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Dem Thema „Windelentwöhnung“ nähert er sich beispielsweise mit einer Szene aus der Serie „Full House“ an: Um in der kleinen Michelle endlich die Begeisterung zu entfachen, das Töpfchen zu benutzen, kauft ihr Vater ihr ein japanisches Designer-Exemplar mit schillernden Farben und ausgefallenen Mustern. Dazu bastelt er ihr eine „Ich-bin-fertig-Klingel“, um den Spaßfaktor zu erhöhen. Michelle zeigt sich zunächst gänzlich unbeeindruckt, nutzt das ausgefallene Töpfchen nach einigen Tagen schließlich doch.
Ganz so viel handwerklicher Aufwand sei in der Regel nicht nötig, versichert Till. Seine Co-Autorin, die Psychologin Anke Precht, ergänzt: „Das Töpfchen darf ruhig gemeinsam mit dem Kind ausgesucht werden. Dann braucht es ein schönes Vorlesebuch oder ein paar im Kopf gespeicherte Lieder. Die Windel bleibt vorerst über Nacht noch an, tagsüber wird sie aber ausgezogen. Damit etwas im Töpfchen landet, geht man mit dem Kind alle halbe Stunde hin.“ Um zu gewährleisten, dass das Kind dies auch gerne tut, sei das Töpfchen der Ort, an dem ein Buch angeschaut oder zusammen gesungen wird.
Buchtipp
Jochen Till, Warum Seriengucken uns zu besseren Eltern macht, Erziehen mit Netflix und Co.
TRIAS Verlag, Stuttgart. 2019, ISBN Buch: 9783432108858. ISBN EPUB: 9783432108865
Über den Autor: Jochen Till arbeitet seit über 20 Jahren als Kinder- und Jugendbuchautor. Der Serien-Fan erhielt zweimal den renommierten Leipziger Lesekompass. Für mehr Informationen zum Autor bitte hier klicken. Anke Precht, Diplom-Psychologin, Autorin und Mutter von drei Kindern, steht Till als Erziehungsexpertin zur Seite.
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