Verstopfungen bei Kindern sind für die jungen Betroffenen und für den Familienalltag zuweilen sehr belastend. Darüber hinaus leidet das Kind selbst mitunter an starken Schmerzen und bekommt Angst vor dem nächsten Klogang. Ein Teufelskreis, der sodann Monate oder sogar Jahre andauern kann. Eine Stuhlinkontinenz ist zudem nicht selten die Folge.

Verstopfung oder “normal”?

Wie oft soll mein Kind aufs Klo? Wie soll die Konsistenz aussehen? Diese Fragen beschäftigt oft ratlose Eltern. Ernährung, Trinkmenge, Bewegung und vor allem das Alter sind Faktoren, welche die Stuhlfrequenz beeinflussen.

Farbe ein Alarmsignal?

Durch die Beikost ändert sich auch die Stuhlfarbe. Bevor die Eltern jedoch über eine Grün- oder Blaufärbung erschrecken, sollten sie überlegen, was das Kind die letzten beiden Tage gegessen hat. Grün kann etwa Spinat geschuldet sein. Rot muss nicht zwangsläufig Blut bedeuten, es kann auch rote Beete sein. Schwarz ist wie Rot ebenfalls alarmierend. Grund dafür können aber Speisen mit Holunderbeeren oder Oreo-Kekse sein. Hat jedoch das Neugeborene weißen Stuhl, sollte das gleich ärztlich abgeklärt werden.


Häufigkeit & Konsistenz

  • Mit der Beikost wird der Kot kompakter. Bei Säuglingen hingegen ist er weich bis flüssig, hell und wohlriechend.
  • Die meisten Kinder ab drei Jahren setzen 1x pro Tag Stuhl ab.
  • Aber auch von 3x täglich bis zu 3x wöchentlich sind möglich.
  • Bei den voll gestillten Kleinen reicht die Stuhlfrequenz von 8-12x pro Tag bis zu 1x alle 2 Wochen.
  • Säuglinge mit Flaschennahrung kommen auf etwa 2-4x täglich.

Hat mein Kind eine Verstopfung?

Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist eine individuelle Angelegenheit, die von mehreren Faktoren abhängt (siehe oben). Außer bei voll gestillten Säuglingen geht man von einem Stuhlabsatz spätestens jeden 3. Tag aus. Muss das Kind seltener, so gibt es einige Anzeichen, an denen Eltern eine Verstopfung erkennen können – hier ein Auszug:

Verstopfung erkennen

Seltener Stuhlabsatz
• Sehr harter Stuhl
Schmerzen beim Stuhlgang
• Stets unvollständige Entleerung
Bauchschmerzen
Keine Lust auf die Toilette zu gehen
Rückhaltemanöver

Von akut zu chronisch

Wenn die Probleme länger als vier Wochen andauern spricht man nicht mehr von einer akuten, sondern von einer chronischen Verstopfung (Obstipation). Es ist wichtig, dass die akute Verstopfung rasch behandelt wird, um einem chronischen Leiden vorzubeugen. Kinder halten dann oft aus Angst vor Schmerzen den Stuhl zurück. Das wirkt sich negativ auf Darm und Psyche der Betroffenen aus. Eine Stuhlinkontinenz kann die Folge sein.
Bei der Stuhlinkontinenz finden Eltern immer wieder kleine Mengen von weichem Stuhl in Windel oder Unterhose. Das wird oft als Durchfall oder Unsauber-Sein ausgelegt. Dabei ist fast immer eine Verstopfung der Grund. Eine Stuhlinkontinenz ohne Verstopfung ist äußerst selten.

Was passiert in der Arztpraxis?

Erste Anlaufstelle ist der/die Kinderarzt/-ärztin. Bei fast allen Betroffenen (95 Prozent) können organische Ursachen ausgeschlossen werden. Trotzdem muss jedes Kind mit Verstopfung untersucht werden, um die Ursachen abzuklären.

Was gehört zur Standard-Diagnostik?

  • Fragebögen und Stuhlprotokoll
  • Anamnese / ausführliches Gespräch, z.B. zu Ess- und Trinkverhalten, Zeitpunkt, mögliche Auslöser etc.
  • Körperliche Untersuchung
  • Ultraschall-Untersuchung

Buchtipp

Mehr über Therapiemöglichkeiten, Ursachen, Einfluss des Lebensstil sowie Selbsthife-Tricks gibt es hier:
Yvonne Schroffenegger/Wilfried Krois, „Verstopfung bei Kindern. Ursachen und Therapien der chronischen Obstipation. Wie du dein Kind unterstützt – praktische Hilfe für Eltern“, TRIAS Verlag, Stuttgart. 2023


Über die AutorInnen:
Yvonne Schroffenegger: betroffene Mutter, Gründerin der Patientenorganisation Knopf im Bauch e.V.
Dr. Wilfried Krois: Facharzt für Kinder- und Jugendchirurgie, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Obstipation bei Kindern. Er betreut Spezialambulanzen der Medizinischen Universität Wien.

Erklär-Video

You Tube-Tipp: Obstipation einfach erklärt von der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE e.V.).: hier klicken!

Foto: Trias Verlag, pexels.com / Freie Nutzung