Emotionen: Wenn Kinder schnell ausflippen
Ist Dein Kind gleich zornig, wenn es etwas nicht darf? Bekommt es Heulkrämpfe, wenn es beim Sackhüpfen verliert? Hast Du schon Angst vor dem nächsten Kindergeburtstag? Wenn ein Kind ständig beim Ausrasten ist, dann leidet die ganze Familie.
Heftige Emotionen ohne wirklichen Grund
„Jetzt geht das schon wieder los“, ist Katharinas erster Gedanke und sie versucht ihren Sohn zu beruhigen. Dessen Wut richtet sich nun gegen seine Mutter. Er gibt ihr die Schuld und kommt immer mehr in Rage. Katharina fühlt sich hilflos, wie so oft in der Vergangenheit. Lukas gehört zu jenen Kindern, die extrem heftig in für andere belanglosen Situationen reagieren.
Ein simpler Sturz, die Aufforderung den Computer auszuschalten, ein einfaches Gespräch über Hausaufgaben oder ähnliches lösen bei solchen Kindern einen Wutanfall aus. Es fließen Tränen oder fliegen die Fäuste wegen scheinbar nichts. Das sind nicht immer nur Phasen, die Eltern einfach durchstehen müssen. Wenn Kinder dermaßen von ihren Gefühlen überrollt werden, ihre Emotionen nicht kontrollieren können, dann brauchen sie ganz besonders elterliche Unterstützung. Wie das funktionieren kann, wissen Pat Harvey und Jeanine A. Penzo.
Verstehen, was das Kind mitteilt
Die beiden Amerikanerinnen, Harvey und Penzo, sind klinische Sozialarbeiterinnen. Harvey unterstützt Eltern, deren Kinder emotionale Fehlregulationen haben. Penzo hat sich mit Dialektischer Verhaltenstherapie (DBT, Dialektisch-Behaviorale Therapie) befasst und ist selbst Mutter eines Kindes, das von emotionaler Fehlregulation betroffen ist. Die beiden Expertinnen stellen im Ratgeber, „Hilfe! Mein Kind rastet aus“, Strategien aus der Verhaltenstherapie vor, die für betroffene Eltern praxistauglich und umsetzbar sind. Denn gut gemeinte Ratschläge des Umfeldes, wie „Das ist nur eine Phase“ oder „Dein Kind braucht mehr Disziplin“ helfen nicht weiter.
Die beiden Expertinnen wissen: Oft eskalieren Situationen wegen Kommunikationsschwierigkeiten: Eltern verstehen nicht (rechtzeitig), was das Kind ausdrücken will. Für das Kind fühlen sich oft alle Gefühle gleich an. Es kann nicht unterscheiden, ob es wütend, aufgelöst oder verletzt ist. Es ist wichtig, dass Eltern erkennen, wann das Kind für negative Emotionen anfällig ist. Jedes Kind hat seine eigenen Situationen, auf die es empfindlich reagiert.
Mögliche Risikofaktoren
- Schlafmangel
- Unwohlsein
- Spannung im Haus
- Änderung der Routine
- Neue Menschen, Situationen
- Stress in der Schule, mit Freunden oder Geschwistern
- Das Gefühl etwas falsch gemacht oder jemanden verärgert zu haben
Trigger erkennen
Es geht darum den Trigger (Auslöser) für die emotionale Situation zu erkennen. Die Liste ist bei jedem Kind einzigartig und kann vielfältig sein. So kann etwa ein “Nein“ oder eine Niederlage bei einem Spiel der Trigger für das Kind sein. Solche Trigger lassen sich nicht vermeiden, deshalb setzten Harvey und Penzo darauf, dem Kind im Umgang mit seinen Erwartungen zu helfen. Sie bringen den Eltern spezielle Fertigkeiten nahe, wie sie mit besorgniserregenden Emotionen umgehen können.
Ihre Tipps im Umgang mit extrem empfindlichen Kindern haben zum Ziel, dass Gefühle produktiv geäußert, Wutausbrüche beherrscht, Aggressionen abgebaut und auch Probleme in der Schule bewältigbar werden. Dabei behält das Autorenduo auch das Wohl der Eltern im Auge. Achtsamkeit und Selbstfürsorge bleiben bei den Großen nämlich oft auf der Strecke.
Buch-Tipp: Pat Harvey, Jeanine A. Penzo, „Hilfe mein Kind rastet aus“ – Ihr Notfallplan bei extremem kindlichen Verhalten, Trias Verlag Stuttgart 2018, 160 Seiten, ISBN: 9783432105963
Foto ©: Trias Verlag, pixabay.com
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