Epilepsie ist nicht gleich Epilepsie: Manche Erkrankungen sind von leichter Natur und verschwinden wieder. Jedoch andere haben schwere Verläufe und sind chronisch. Ein Prozent aller Kinder haben zeitweise eine Form der Epilepsie. Für sie und ihre Eltern bedeutet diese Krankheit  eine große Unsicherheit im Alltag. Ein neuer Ratgeber erklärt alles Wissenswerte und gibt zudem Tipps zur Prävention.

Epilepsie meist bei jungen Menschen

Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter beginnen. Bei der Hälfte aller Betroffenen setzt sie bis zum zehnten Lebensjahr ein, bei zwei Dritteln bis zum Alter von 20 Jahren.

Eine Epilepsie ist eine zeitweise auftretende Funktionsstörung des Gehirns. Sie ist durch plötzliche und zeitlich begrenzte, starke Überaktivierung von Gehirnanteilen gekennzeichnet, erklärt Dr. Ulrich Brandl, einer der erfahrensten Neuropädiater und Spezialisten für Epilepsie.

In der aktuell erschienenen Publikation „Unser Kind hat Epilepsie“ (TRIAS Verlag). erläutert Brandl u.a., wie man einen epileptischen Anfall erkennt und ihn richtig einschätzt. Daneben werden der aktuelle Wissensstand und Behandlungsmöglichkeiten ausgeführt.

Verschiedene Formen von Anfällen

Das Symptom der Erkrankung ist der epileptischen Anfall. Es gibt verschiedene Anfallsformen. Bei Kindern können verschiedene Anfallsformen nebeneinander vorkommen. „Für die Diagnosestellung, aber auch für die Wahl der geeigneten Behandlung ist es sehr wichtig, welche Anfallsformen bei Ihrem Kind auftreten“, betont Brandl. Ein Mitfilmen mit dem Handy kann daher hilfreich sein. Das ist insbesondere vorteilhaft, wenn wiederholte Anfallsabläufe nicht in eine der typischen Anfallsformen passen.

Epilepsie: Schule und Kindergarten

Kinder mit Epilspsie können, wie andere Kinder auch, einen Kindergarten oder die Schule besuchen. Integrative Einrichtungen bieten sich an, wenn Entwicklung oder Verhalten des Kindes gestört sind oder es besondere Beaufsichtigung braucht.

„Es ist ein weitverbreitetes Vorurteil, dass eine Epilepsie mit Intelligenzverlust oder geistigen Funktionsstörungen einhergeht“, erklärt Brandl. Viele an Epilepsie Erkrankte waren sehr erfolgreich, so Alexander der Große, Julius Cäsar, Dostojewski, berühmte Musiker wie Hector Berlioz, Paganini oder Neil Young, aber auch Naturwissenschaftler wie Alfred Nobel.


Wichtig ist es, die PädagonInnen über die Erkrankung zu informieren. Oft werden aus falscher Vorsicht die Betroffenen von bestimmten Aktivitäten, wie Sport ausgeschlossen, obwohl das bei Kindern mit zeitlich selbstbegrenzenden Anfällen nicht nötig ist. Etwas komplizierter ist es, wenn auch lange Anfälle auftreten. Eltern müssen hier ErzieherInnen aufklären, was zu tun ist und eventuell Medikamente vor Ort hinterlegen.

Welche Sportarten sind möglich?

Für Kinder, die Anfälle haben, gibt es etliche geeignete Sportarten, die als risikoarm gelten. Das bedeutet, dass eine Bewusstseinsstörung nicht unweigerlich ein hohes Risiko birgt. Dazu zählen z.B. Badminton, Basketball, Laufen, Handball oder Langlauf. Auch Ponyreiten in Begleitung ist meist möglich.

Buchtipp

Wer mehr über Untersuchungs-, Behandlungsmethoden, den möglichen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes oder den Alltag mit Epilepsie wissen möchte, dem empfehlen wir folgenden Titel:

Prof. Dr. med. Ulrich Brandl, Unser Kind hat Epilepsie. Ursachen, Behandlung, Auslöser, Alltag. Wie Sie Ihr Kind stark machen – der Elternratgeber für ein möglichst normales Leben. TRIAS Verlag, Stuttgart. 2023

Zum Autor

Prof. Dr. med. Ulrich Brandl ist Facharzt für Kinderheilkunde und Neuropädiatrie. Nach seiner Tätigkeit an der Universitäts-Kinderklinik Erlangen wechselte er 1989 als Professor für Pädiatrie mit Schwerpunkt Neurologie an die Kinderklinik des Universitätsklinikums Rudolf Virchow/Charité, Berlin. Von 1996 bis 2021 war er Direktor der Klinik für Neuropädiatrie des Universitätsklinikums Jena. Mittlerweile ist Prof. Brandl emeritiert, aber weiterhin als Berater rund um die Epilepsie tätig.


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