Mit Kindern reden und Zeit füreinander haben scheint selbstverständlich für ein enges Zusammenleben zwischen zwei Generationen. Dabei ist es eine der schwierigsten Sachen überhaupt. Was braucht es dafür?

Mit Kindern reden – nicht immer einfach!

Mit Kindern reden, das ist unheimlich wichtig für die Beziehung zwischen Eltern und Kids. Aber wie kommt man mit Kindern ins Gespräch, die nicht über das sprechen wollen, was sie beschäftigt?
  • Zunächst ist es sinnvoll, dass ich mein Kind beobachte: Gibt es Veränderungen im Verhalten, wie etwa Gereiztheit, Rückzug?
  • Dann heißt es, ein wenig im sozialen Umfeld zu recherchieren – ohne die persönliche Diskretionsgrenze des Kindes zu überschreiten: Gespräche mit Eltern und Pädagog:innen in Kindergarten oder Schule suchen. Das Kind ermutigen, Freundinnen und Freunde einzuladen, sich nach diesen erkundigen. Was macht eigentlich diese oder jener?

Ein guter Einstieg in ein Gespräch ist, die eigene Beobachtung anzusprechen, etwa: „Ich habe das Gefühl, es geht dir nicht gut.“ Die Kinderfreunde -Erziehungsberaterin Leila Ahmadi-Rinnerhofer betont, dass man sein Kind nicht unter Druck setzen soll. „Viele Kinder blocken zu intensive Nachfragen ab oder geben nur kurze und knappe Antworten, wenn Eltern sie zu sehr drängen, etwas zu sagen. Daher sollte man sie nicht mit Fragen bombardieren, sondern ihnen Zeit geben und vermitteln, dass man da ist, wenn das Kind sprechen möchte.“

Tatsächlich reagieren vor allem junge Teenager oder Jugendliche oft genervt auf Fragen und vermitteln: Lass mich in Ruhe! „Eltern haben dann das Gefühl, sie haben andere Interessen und brauchen mich nicht. Doch dann bricht es unvermutet aus den jungen Menschen heraus und sie hören nicht mehr auf, zu sprechen“, erklärt Ahmadi-Rinnerhofer. Dann ist es wichtig, dass Eltern bei ihnen bleiben und zuhören.

Keine Angst vor Konsequenzen

Zwei weitere Aspekte sind wichtig dafür, dass sich Kinder – egal welchen Alters – ihren Eltern anvertrauen:

  1. Dass sie wissen, es hat keine negativen Konsequenzen. „Egal was dich bedrückt, in welcher Situation du steckts. Es wird besser und hilft, dich mir anzuvertrauen“, sollte ein Satz sein, den Kinder immer wieder von ihren Eltern hören. Und der im Fall des Falles kein leeres Versprechen ist.
  2. Aus der Sicht des Kindes: „Ich kann darauf vertrauen, dass meine Eltern das auch aushalten, ohne selbst zu betroffen sind oder emotional zu sein.“ Denn häufig ist der Grund, warum Kinder nicht erzählen, was sie bedrückt oder wovor sie Angst haben, dass sie ihre Eltern schonen möchten. „Kinder möchten ihre Eltern meist nicht belasten oder traurig machen. Das ist oft mit Schuldgefühlen verbunden“, erklärt die erfahrene Erziehungsberaterin.

Gefühle und Konflikte

Wenn Kinder von klein auf ermutigt wurden, Gefühle auszudrücken, kann gut gegengesteuert werden. Es gibt wunderbare Kinderbücher und Spiele schon für ganz kleine Kinder, die sich damit sowie mit Konfliktbewältigung auseinandersetzen.

Ahmadi-Rinnerhofer: „Konflikte sind notwendige und gesunde Phänomene im Zusammenleben. Wichtig ist, dass niemand seelisch dabei verletzt wird und die Versöhnung danach. So können alle wieder gut auseinander gehen, ohne Schuldgefühle oder Angst vor Liebesverlust. Diese Erfahrung ist sehr förderlich für ein gutes Vertrauensklima und eine gute Gesprächsatmosphäre zwischen Kindern und Erwachsenen.

Was tun? Das sagt die Expertin 

So vertraut sich mein Kind mir an:

  • Von Anfang an ermutigen, über Gefühle zu sprechen und aggressionsfreie Konfliktlösung üben
  • Interesse und Anteil am Leben der Kinder haben (Kindergarten, Schule, Freunde, Hobbies, Interessen…)
  • Offen sein, innerlich Raum für die Sorgen der Kinder schaffen, ausreichend Zeit und Ruhe ausstrahlen (nicht gleichzeitig an fünf andere Dinge denken)
  • Ins Gespräch kommen über das Lieblingsspiel, Hobbies, Fußball, Lieblingsserie, gemeinsam „Philosophieren“
  • Nicht zum Gespräch drängen, geduldig abwarten und dann gut zuhören, ohne das Kind zu unterbrechen, zu belehren oder Erzähltes sofort zu bewerten
  • Stets vermitteln: Es hilft, dich mir anzuvertrauen, ich halte das gut aus und kann dich stärken, ich bin diskret und verdiene dein Vertrauen…
  • Sich Hilfe holen, wenn man selbst in krisenhaften Situationen steckt ( familienberatung.at, www.wien.kinderfreunde.at/familienberatung )

Hier geht es zu unserem Beitrag über die Familienberatung der Kinderfreunde!

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FOTOS: Shutterstock / fizkes