Zukunftsängste unter Jugendlichen nehmen weltweit zu. Zoff mit der Familie oder Stress mit Freunden wurden von dieser Belastung abgelöst. Das belegt eine aktuelle Studie, die international durchgeführt wurde.  Gesamtgesellschaftliche Bedrohungen sind demnach die Sorge Nr. 1 der Kids.

Weltweit gleiche Sorgen

Fürchteten Heranwachsende vor 30 Jahren vor allem um ihre eigene Zukunft, stehen heute gesamtgesellschaftliche Bedrohungen im Fokus. Junge Menschen versuchen aber auch, ihre Probleme aktiv zu lösen. Dies ist ein „wichtiger Schutz gegen Hoffnungslosigkeit und den daraus häufig resultierenden psychischen Störungen“, so die Studienleiterin, Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke aus Mainz.

In Zusammenarbeit mit 17 Universitäten weltweit wurden über 17.700 Heranwachsende im Alter von 15 Jahren dazu befragt, was sie belastet und wie sie damit umgehen. „Angesichts der deutlich unterschiedlichen Lebenskontexte und ökonomischen Bedingungen in den verschiedenen Regionen überraschte, dass Zukunftsangst in allen Ländern der wichtigste Stressor war“, berichtet die Entwicklungspsychologin.

Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit

Dabei fanden sich die höchsten Werte bei Jugendlichen aus Südeuropa, dem Mittleren Osten und Lateinamerika. Jugendliche aus Nordamerika wiesen die niedrigste Zukunftsangst auf. Auch in Deutschland waren die Belastungswerte vergleichsweise niedrig. Dabei korrelieren die Ergebnisse mit der Jugendarbeitslosigkeit in den jeweiligen Regionen, so die Expertin.

Stress mit Familie weniger belastend

Über alle Länder hinweg zeigt sich, dass Zukunftsangst als Stressfaktor schwerer wiegt als etwa Probleme mit den Eltern oder mit Freunden. Wie belastend die Unstimmigkeiten erlebt werden, variiert je nach Herkunftsland. Laut Inge Seiffge-Krenke hängt das auch mit den jeweils mehr oder weniger strikten Erziehungsvorstellungen zusammen.


Des Weiteren fällt auf, dass die Ängste nicht mehr auf die persönliche Zukunft beschränkt sind. „Die Sorge um die Umweltzerstörung ist nicht nur eine Zukunftsangst der Jugendlichen Mittel-, Ost- und Südeuropas, sondern auch ein bedeutsamer Stressor für südamerikanische Jugendliche“, merkt die Studienautorin an. Heranwachsenden aus Asien, dem Mittleren Osten und Nordamerika fühlen sich im Vergleich dazu weniger durch die Umweltzerstörung betroffen. Diese Angst rangiert bei ihnen auf den hinteren Plätzen 6 und 7, nicht wie bei den anderen auf 2 und 3.

Unterstützung gesucht

Die meisten der Befragten wenden sogenannte adaptive Bewältigungsstrategien an. Das heißt, sie reflektieren ihre Probleme, suchen Unterstützung bei Eltern und Freunden und aktiv nach Lösungen. Andere geben ihren negativen Gefühlen einen Raum und versuchen sich etwa beim Tanzen oder Sport abzureagieren. „Dieser Bewältigungsstil ist bei Jugendlichen aus Südeuropa und Lateinamerika häufiger anzutreffen als bei solchen aus anderen Teilen der Welt“, so Seiffge-Krenke.

Umgekehrt ziehen sich nur zwischen 15 und 30 Prozent der Heranwachsenden angesichts ihrer Ängste zurück oder leugnen sie. „Diese Strategie war insbesondere bei Jugendlichen aus Asien oder dem mittleren Osten zu beobachten. Die Emotionskontrolle spielt dort eine wichtige Rolle. Offene Auseinandersetzungen gelten nicht als angemessen“, erklärt die Professorin.

Mädchen haben öfter Zukunftsängste

In vielen Ländern waren auffallende Geschlechtsunterschiede messbar: Mädchen berichten über deutlich mehr Zukunftsangst als Burschen. Dabei waren sie in ihren Bewältigungsbemühungen aber aktiver als ihre männlichen Altersgenossen, insbesondere was die Suche nach Unterstützung angeht.

„Die Tatsache, dass Jugendliche sich aktiv mit ihren Zukunftsängsten auseinandersetzen, puffert in besonderem Maße das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Dadurch reduziert sich das Risiko für psychische Störungen wie Depressionen und Suizidalität. Das ist, trotz steigender Zukunftsängste, eine positive Nachricht“, so Inge Seiffge-Krenke abschließend.

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