Legasthenie: neue Methode der Früherkennung
Legasthenie schon vor dem Schuleintritt erkennen: Wir berichten über neue Erkenntnisse!
Von wegen bequeme und träge Kids: Manchen Schülern macht eine Legasthenie bzw. Lese-Rechtschreibschwäche den Schulalltag schwer. Jüngste Forschungen zur Früherkennung von Legasthenie könnten dem Schulfrust ein Ende machen.
Legasthenie: Ärger mit den Buchstaben
Markus möchte am liebsten in ein Mauseloch kriechen. Es ist gleich Deutsch und heute gibt es die Diktate zurück. Der Achtjährige weiß jetzt schon, was ihn erwartet: Der ganze Text wird nur so strotzen von den roten Korrekturen der Lehrerin. Die obligatorischen Strafpredigten in der Schule und Daheim werden dann noch von einem Fernseh-Verbot oder Hausarrest gekrönt. Dabei bemüht sich Markus, doch irgendwie klappt das bei ihm mit den Buchstaben und Zahlen nicht so wie es soll und inzwischen hat er – wen wundert´s – die Freude am Lernen verloren…
Viele Kinder, denen es wie Markus geht, sind weder faul noch dumm. Sie sind Legastheniker. Legasthenie ist eine ernste und andauernde Störung im Erlernen und Umsetzen der Schriftsprache. Kinder, die unter dieser Form einer Lese- und Rechtschreibschwäche leiden, haben Schwierigkeiten damit, Gesprochenes zu schreiben und umgekehrt. Mit gezielten Förderungen ist Legasthenie gut therapierbar. Je früher damit begonnen wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Doch dazu bedarf es eines frühzeitigen Erkennens der Entwicklungsstörung.
Früherkennung der Legasthenie durch Hirn-Scan
Eine nicht erkannte Legasthenie kann sich nachteilig auf das ganze Leben des Kindes auswirken:
- Die isolierte Störung, die sich eigentlich nur aufs Lesen und Schreiben bezieht, kann leicht zur Negativspirale werden.
- In fast allen Unterrichtsgegenständen und auch außerhalb der Schule ist die schriftliche und mündliche Kommunikation enorm wichtig.
- Hapert es damit, sind abfallende Leistungen vorprogrammiert und ein intelligentes Kind wird zum schlechten Schüler abgestempelt.
Ein neues Testverfahren zur früheren Diagnose von Legasthenie lässt aufhorchen. Mittels eines Hirn-Scans kann bereits im Vorschulalter festgestellt werden, ob ein Kind am Ende der ersten Klasse von einer derartigen Lese-Rechtschreibschwäche betroffen ist. Die Trefferquote liegt, laut Experten, bei 75 Prozent.
Bislang wurde die Störung relativ spät diagnostiziert, in der Regel erst, wenn in der Schule die Folgen spürbar waren. Die üblichen Testverfahren haben bei Kindergartenkindern auch keinen Sinn, denn sie sind schriftlich, sprachbasiert und fordern eine hohe Aufmerksamkeit.
Frühförderung bei Legasthenie
Doch durch eine möglichst frühe Förderung wächst die Chance, dass „die Ausprägung der Störung deutlich abgeschwächt werden kann“, betont Dr. Michael Skeide, der am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften forscht. Ihm und seinem Team ist es gelungen, jenes Gen, das die für Legasthenie mitverantwortlich ist, via MRT-Scan zu bestimmen.
So soll wertvolle Zeit für die Therapie gewonnen werden, denn wesentliche Grundlagen des Schrift- und Spracherwerbs werden bereits ab der Geburt angeeignet. „Im Vorschulalter ist das Gehirn noch sehr plastisch. Hier können wir mit der richtigen Förderung entscheidende Weichen stellen“, erläutert Dr. Skeide.
Facts zu Legasthenie
- Legasthenie ist eine der häufigsten Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter.
- In Deutschland sind etwa 5 Prozent aller Schulkinder davon betroffen
- Jedes Jahr kommen etwa 35.000 neue Fälle dazu.
- Studien haben gezeigt, dass Legasthenie nicht nur durch Umweltfaktoren (z.B. Bildungsstatus im Elternhaus) beeinflusst wird, sondern auch genetisch bedingt ist.
- Die Störung kann mit entsprechender Förderung gut therapiert werden, am besten bereits im Kindergartenalter.
Weitere Infos: Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie, www.legasthenie.at
Fotos: © pixabay.com
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