Gar nicht gut: Comeback der Masern
Immer mehr erkranken an Masern. Woran liegt das?
Die Masern melden sich lautstark zurück. Allein in Österreich wurden im Vorjahr 95 Fälle registriert. Die Rede ist bereits von Masern-Wellen in Europa.
Mehr als 21.000 Masern-Fälle
Nach Angaben der WHO wurden 2017 in Europa mehr als 21.300 Masern-Erkrankungen dokumentiert, davon 35 mit tödlichem Ausgang. 2016 verzeichnete man noch ein ein Rekordtief mit rund 5.200 Infizierten. Die wachsende Ausbreitung bezeichnet Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, als „Tragödie, die wir einfach nicht hinnehmen können“.
„Dieser kurzfristige Rückschlag kann uns jedoch nicht von unserer festen Entschlossenheit abbringen, zu der Generation zu werden, die ihre Kinder ein für allemal von diesen Krankheiten befreit“, fügt Jakab an. Jedes vierte Land in Europa ist von einer Masernwelle betroffen. Der sprunghafte Anstieg der der Fälle im Jahr 2017 war u. a. auf größere Ausbrüche (d.h. mindestens 100 Fälle) in 15 der 53 Länder der Europäischen Region zurückzuführen. Trauriger Spitzenreiter ist Rumänien mit über 5.500 Fällen, gefolgt von Italien und der Ukraine.
Ursache: Rückgang bei Impfungen
Zu den Ursachen gehört ein genereller Rückgang der Impfraten bei den Routineimpfungen. Dazu kommen eine durchgehend niedrige Impfrate in einigen bestimmten Bevölkerungsgruppen, Unterbrechungen in der Impfstoff-Versorgung sowie Mängel in den Krankheits-Überwachungssystemen. Weitere große Masern-Ausbrüche wurden u.a. aus Griechenland (etwas unter 1.000 Fälle), Deutschland (knapp über 920), Serbien (rund 700), Tadschikistan (ca. 650) und Frankreich (520) gemeldet.
Was ist nun der Grund für das Nachlassen beim Impfen? Eine deutsche Studie des Wissenschaftlerteams „Versorgungsatlas“ hat dazu Interessantes zutage gebracht. In Süddeutschland wird etwa weniger geimpft, als in anderen Gebieten der Bundesrepublik. In verschiedenen Landkreisen erhalten nur 36 bis 42 Prozent der Kinder beispielsweise die erforderlichen zwei Impfungen gegen Masern im empfohlenen Zeitraum.
Impfverweigerer aus sozial besseren Schichten
Auffallend war, dass die Gebiete mit Impfskeptikern zu den wirtschaftlich wohlhabenderen Landesteilen gehören. Es hat sich folgendes Muster heraus kristallisiert: In Bereichen mit hohem Haushaltseinkommen, geringer Arbeitslosenquote und geringer gesundheitlicher Belastung (sozioökonomischer Gesundheitsindex) ist die Impfquote, warum auch immer, niedriger.
In Österreich empfiehlt man auf Grund der aktuellen Lage, allen Nicht-Geimpften sich frühestmöglich impfen zu lassen. Der Impfstoff ist für Kinder und Erwachsene an öffentlichen Impfstellen sowie im Rahmen des Kinderimpfprogramms kostenfrei erhältlich. Impflücken gibt es hierzulande es vor allem bei den Geburtsjahrgängen 2008 bis 2010 und bei Erwachsenen, geboren in den 1990er Jahren. Zusätzlich ist ein Drittel der 15-30-Jährigen noch kein zweites Mal geimpft – und das sind immerhin mehr als eine halbe Million Personen.
Ziel: Masern ausrotten
Die Immunität in der Gesamtbevölkerung ist zwar weitgehend hoch. Bei älteren Erwachsenen aufgrund einer Erkrankung im Kindesalter, bei Kindern durch Impfungen. Die Anzahl der geimpften Personen in Österreich reicht aber nach wie vor nicht aus, um Masern in Österreich auszurotten. Dazu bedarf es Durchimpfungsraten von 95 Prozent mit zwei Teilimpfungen.
Der Österreichische Impfplan empfiehlt zwei Impfungen im Abstand von mindestens vier Wochen gegen Masern-Mumps-Röteln, möglichst ab dem vollendeten 9. Lebensmonat. Sind zwei Impfungen verabreicht, besteht lebenslange Immunität.
Weiterführende Infos: zum Aktionsplan gegen Masern (hier KLICKEN) und zu Masern allgemein (hier KLICKEN).
Foto ©: pixabay.com
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