Festival mit Kindern: “Colours of Ostrava” im tschechischen Ostrau/Ostrava bietet jedes Jahr wieder ein beeindruckendes Ambiente in den ehemaligen Witkowitzer Eisenwerken, ein abwechslungsreiches Show-Programm und jede Menge Familien-Unterhaltung.

Festival mit Kindern in Ostrau 

Diesmal brechen wir in Richtung Osten auf. Fast bis an die tschechisch-polnische Grenze führt uns unsere Reise. Aber noch auf tschechischer Seite sind wir am Ziel: in Ostrava, auf Deutsch Mährisch-Ostrau. Genauer gesagt, in den Witkowitzer Eisenwerken / Vítkovické železárny, wo uns ein unterhaltsamer Besuch des Festival mit Kindern, “Colours of Ostrava”, erwartet.

Wo es einst aus Schloten qualmte und in Hochöfen glühte, erhebt sich heute eine historische Stadt aus Stahl. Ab 1828 wurde hier Eisen hergestellt. Und noch heute können Interessierte verfolgen, wie der Eisen-Herstellungsprozeß ablief. Aber mehr als das – die Witkowitzer Eisenwerke sind mittlerweile europäisches Weltkultur-Erbe sowie eine bekannte und beliebte Event-Location, die uns besonders nachts durch ihre einzigartige Optik und Beleuchtung fasziniert. Per Lift geht es hoch hinaus – von der Spitze des Hochofens Nummer 1 mit seinem Kaffeehaus, dem Bolt Tower, haben wir einen einzigartigen Ausblick.

Familienspaß bei den Colours of Ostrava

Das Programm des jährlich stattfindenden Festivals Colours of Ostrava ist umfangreich und bietet für alle etwas. Von Rock und Elektro bis zu Jazz und Reggae reicht das vielfältige Programm, aus dem wir uns unsere Favoriten aussuchen. Moderne ebenso wie klassische Künstler treten auf über 20 Bühnen auf.

Familien sind hier besonders willkommen, auch ein Spielbereich wartet auf uns. Die Kinderbühne fasziniert Groß und Klein, von Kinder-Betreuung bis zu einem Raum für stillende Mütter ist alles da, was die Herzen von Familien zum Lachen bringt. Neben dem Familien- und Musik-Programm kommt auch die Kulinarik nicht zu kurz, denn an den verschiedensten Ständen werden Speisen und Getränke aller Art angeboten. Wir sind begeistert von den besonders günstigen Preisen. In der Kleinen und Großen Welt der Technik tauchen wir in die Geheimnisse der Wissenschaft ein.

Sightseeing in Ostrau

Auch die mährische Stadt Ostrau selbst mit ihren unterschiedlichsten Highlights ist ein interessantes Reiseziel mit Familie. Sie überschaubar von der Größe, recht grün und bietet insbesondere mit der ehemaligen Arbeiterstadt beeindruckende Bauwerke. Wir statten letzteren einen Besuch ab und spazieren zwischen den historischen Backstein-Bauten. Ende des 19. Jahrhunderts ließ der damalige Direktor Paul Kuppelwieser aus Österreich diese für die Arbeiter der Eisenwerke erbauen. Das Wohlergehen der Arbeiter lag ihm so am Herzen, dass er die alten Siedlungen abreißen ließ. An deren Stelle wuchs eine neue Stadt mit sozialen Einrichtungen, einem Krankenhaus, Kindergärten, Schulen, eigenen Geschäften und sogar einem Schwimmbad für die Arbeiter. Der Zuzug speziell aus der Bukowina, Galizien, den Beskiden, darunter viele Juden, war enorm. Ostrau hatte die zweitdichteste Besiedlung durch Juden auf dem Boden des heutigen Tschechien.

Durch die Schließung der Eisenwerke 1998 kam es zu hoher Arbeitslosigkeit in der Region. Dieses Problem kannte Ostrava davor nicht: in der Monarchie waren hier 25.000 Arbeiter tätig, in der Zeit des Kommunismus immer noch 20.000, erzählt uns unser Stadtführer.

Architektur und Glutnester

Eisen, Kohle und Stahl prägen auch das übrige Erscheinungsbild der Stadt, die den Beinamen “Stahlherz der Republik” hat. Während sich der alte Hauptplatz mit seinen Häusern im typischen Stil der Habsburger-Monarchie zeigt, ist das Neue Rathaus ein imposantes Bauwerk im Stil des Funktionalismus. Mit dem höchsten Rathausturm Tschechiens und einer Aussichtsplattform in über 70 Metern Höhe bietet das Rathaus einen wunderbaren Rundum-Blick auf die Stadt. Einmal mehr stellen wir fest: Unglaublich grün ist Ostrau.

Interessant finden wir unsere Familienwanderung auf der Berghalde Ema, die zentral in der Stadt liegt. Tonnen von Gestein sind hier von Birken überwachsen, aus den Glutnestern steigen immer noch Rauchwolken auf. Dass die Temperaturen im Inneren über 1.000 °C erreichen können, können wir uns kaum vorstellen.

Weitere Zeugen der Vergangenheit finden wir im größten tschechischen Bergbaumuseum Landek: Hier fahren wir mit dem Grubenaufzug in die älteste Grube der Stadt, Michal genannt, ein. Wir fühlen uns ganz wie die ersten Arbeiter hier und gewinnen ein umfassendes Bild von der Industrie-Geschichte dieser faszinierenden Stadt.

FOTOS:

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