Dem Baby zuliebe
Darf ich in der Schwangerschaft Alkohol trinken? Schadet er meinem Kind?
“Na komm, ein Glaserl schadet doch nichts”, mit Bemerkungen dieser Art werden oft Schwangere zum Alkohol-Konsum gedrängt. Aber, warnen Experten: Schon geringe Mengen Alkohol in der Schwangerschaft können die gesunde Entwicklung des ungeborenen Kindes gefährden.
Denn: Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ist eine der Hauptursachen für angeborene körperliche Fehlbildungen und mentale Defizite von Kindern. „Eine Schwellendosis, unter jener Alkohol unbedenklich ist, gibt es nicht“, betont OA. Dr. Richard Mayer, Facharzt in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz.
Entstehung toxischer Stoffe
Über die Nabelschnur gelangt jedes noch so kleine Gläschen Alkohol in den Blutkreislauf des Ungeborenen. Durch die gute Durchlässigkeit der Blut-Hirnschranke für Ethanol erreicht er im kindlichen Gehirn die gleiche Konzentration wie im Blut.
„Beim Abbau des Alkohols entstehen toxische Stoffe, die die kindlichen noch unfertigen Organe und Nerven angreifen und die notwendige Vermehrung von Zellen stören. Der Alkoholabbau verläuft beim Embryo langsamer, wodurch der Embryo längere Zeit dem Alkohol ausgesetzt ist.
„Gerade in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten ist der Embryo daher besonders empfindlich, da in dieser Zeit der Körper geformt wird und die Organsysteme entstehen“, erklärt der Facharzt, „intensiver Alkoholmissbrauch in dieser Phase kann zu Veränderungen des Schädels und des Gesichts sowie zu Organschädigungen führen.“
Im späteren Verlauf der Schwangerschaft nimmt das Risiko von organischen Schäden etwas ab und der Alkohol greift vermehrt die Nervenbahnen des rasch wachsenden Gehirns an. Psychomentale und kognitive Störungen sowie Verhaltensauffälligkeiten im späteren Leben des Kindes sind die Folge.
Schwere Beeinträchtigungen
Die schwerste Form der Schädigung ist das FAS (Fetales Alkoholsyndrom). „Kinder mit einer derartigen Beeinträchtigung bleiben sowohl vor als auch nach der Geburt im Wachstum unter dem Altersdurchschnitt und können typische Veränderungen des Gesichtsschädels, einen besonders kleinen Gehirnschädel, Gaumenspalten sowie Fehlbildungen des Herzens oder der Nieren aufweisen“, sagt OA. Dr. Mayer.
Schon im Säuglingsalter zeigen sich häufig Verhaltensstörungen wie ein geringer Saugreflex oder Ruhelosigkeit und in der weiteren Entwicklung werden mentale Defizite wie Konzentrationsschwäche, Lernschwierigkeiten oder verminderte Intelligenz deutlich.
Hier gilt – kleine Ursache, sehr große Wirkung. Grund genug, sich das “Anstoßen” in der Zeit der Schwangerschaft keinesfalls schönreden zu lassen. Werdende Väter und andere Personen im Umfeld der Schwangeren sind hier gefordert, der Mama in spe alkoholfreie Alternativen anzubieten oder einfach gemeinsam auf ein Gläschen zu verzichten.
Wer im Anfangsstadium der noch unbemerkten Schwangerschaft Alkohol getrunken hat, braucht sich allerdings keine Sorgen zu machen, weiß der Experte : „Halten Sie sich nicht mit Vorwürfen auf, sondern konzentrieren Sie sich auf einen positiven und bewussten Fortgang Ihrer Schwangerschaft. Gerade in den ersten Wochen einer Schwangerschaft gilt eine Art „Alles oder Nichts-Prinzip“. Leichte Schäden des Embryos können in diesem sehr frühen Stadium noch ausgeglichen werden.“
Fotos: Pixabay.com, Gespag
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