Ein Schreibaby lässt Eltern an ihre Grenzen gehen: „Alle sagten, dass das nach drei Monaten vorbei ist. Aber das war es nicht“, erinnert sich eine leidgeprüfte Mutter. Leider hören nach 12 Wochen nicht alle schwer zu tröstenden Babys mit dem exzessiven Gebrüll auf. Die besten Tipps findet Ihr hier …

Wenn das Schreien gar nicht mehr aufhört …

„Wir haben nie einen Grund für das Schreien herausgefunden. Ich glaube tatsächlich, dass ihm die Welt einfach zu viel war.“ „Der Kinderarzt nahm uns zwar ernst, wusste aber auch keine Lösung.“ “Die Zeit mit dem Schreibaby war die Hölle auf Erden und ich wünsche sowas niemandem.“ „Oft saß ich weinend da und war der festen Überzeugung, ich sei die falsche Mutter für unsere Tochter.“ So und ähnlich lauten die Kommentare von betroffenen Eltern.

Schreibaby, High Need Baby, Baby mit Regulationsstörung oder viel weinendes Baby – egal, welcher Begriff verwendet wird, es zehrt an den Nerven, wenn der Familienneuzugang sich schwer oder gar nicht beruhigen lässt. Wenn das Baby stets ohne ersichtlichen Grund untröstlich weint, kann uns das als Eltern naturgemäß verzweifeln lassen. „Ganz sicher ist: Du als Mama oder Papa machst nichts falsch“, sagt die Autorin Andrea Zschocher in ihrem Mutmach- Buch „Wie du dein Schreibaby beruhigst“. Sie ist selbst Mutter von drei Schreibabys und hat nun die besten, alltagstauglichen Strategien zusammengetragen, die Betroffenen helfen können.

Beim Schreibaby gibt es oft kein Warum

„Entspannte Eltern haben entspannte Kinder“, dieser Aussage kann Zschocher gar nichts abgewinnen. Demzufolge würden viele Mütter glauben, dass sie versagt haben. „Dass wir, wenn unsere Kinder so untröstlich weinen, irgendwie daran schuld sein müssen.“ Doch das Warum kann schlicht und ergreifend oft nicht beantwortet werden. So liefert die Forschung bis dato auch keine eindeutige Erklärung dafür, warum manche Babys mehr weinen als andere, betont die Autorin.

Sich Beistand zu suchen ist für viele fälschlicherweise ein Zeichen von Schwäche. Doch „es ist vielmehr eine Stärke sich einzugestehen, dass man es alleine nicht schafft“, weiß Zschocher. Dabei ist es wichtig, über die Situation zu reden. Manche wünschen sich dazu Anschluss an andere Mütter, anderen stehen Familie oder Freunde zur Seite.

verzweifelte Frau sitzt auf Stuhl

Um Hilfe fragen

Hilfreich kann es auch sein, sich einer Fachperson anzuvertrauen, also externe Unterstützung zu suchen. „Manchmal hilft es gerade, dass es nicht deine Verwandtschaft ist, der du dich öffnest, sondern jemand Fremdes“, weiß Zschocher. Sie verweist dabei auf Schreibaby-Ambulanzen, -Sprechstunden, Ärztinnen, Therapeutinnen, Hebammen etc. In einem geschützten Raum seine Verzweiflung und Frustration zu benennen, „sorgt dafür, dass es dich nicht auffrisst“ oder sich die Aggressionen gegen das Kind wenden. Reden ist zudem wichtig, damit Eltern nicht dem Impuls nachgeben und das Baby schütteln.

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Ideen für praktische Unterstützung von Andrea Zschocher:

  • Lebensmittel liefern lassen
  • Freundinnen bitten Essen vorzukochen und vorbeizubringen
  • Reinigungshilfe – zumindest einmal im Monat
  • Babysitterin, wenn möglich zum Spazierengehen oder für Geschwisterkinder
  • andere Eltern bitten, Geschwisterkinder mit aus der Schule/dem Kindergarten abzuholen

Buchtipp

Mehr zum Thema Schreibaby: Wie stehe ich diese Zeit durch? Wie kann ich meinem Kind helfen? Was ist dran an den 3-Monats-Koliken? etc., gibt es im aktuellen Ratgeber von:

Andrea Zschocher, 2021: Wie du dein Schreibaby beruhigst, Die besten Tipps und Strategien für zufriedene Babys und gelassene Eltern, TRIAS-Verlag

Schreibaby oder doch Bauchweh?

Fachleute sprechen von Schreibabys, wenn das Kind mehr als drei Stunden am Tag schreit. Und das mehr als dreimal pro Woche, über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen. Schreibabys sind meist empfindlicher, schlafen weniger und reagieren intensiver auf äußere Reize. In Österreich gibt es dafür extra eingerichtete Schreiambulanzen. Zunächst wird das Baby von einem/r Kinderarzt/ärztin untersucht, um Krankheiten oder organische Probleme auszuschließen. Beratungsgespräche mit PsychologInnen oder Eltern-Kind-Interaktionstherapien sind Beispiele für Angebote der Schreiambulanz. (Quelle: gesundheit.gv.at)

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