Empathie ist Erziehungssache
Wie lernen Kinder sich sozial zu verhalten, aber auch einen gesunden Egoismus zu entwickeln?
Dipl.Päd. Heike Podek, Coach in Erziehungsfragen, gibt Antwort auf die Frage: Wie erziehe ich mein Kind zu einem empathischen Menschen – ohne dass es auf der Strecke bleibt, weil es vielleicht allzu einfühlsam ist? Wie finde ich den “goldenen Mittelweg”?
Kontakt zu anderen Kindern
Ermögliche Deinem Sohn/Deiner Tochter regelmäßigen Kontakt zu anderen Kindern, denn im gemeinsamen Miteinander lernen Kinder auf spielerische Art und Weise, sich in andere einzufühlen.
„Die kleine Emma (3) nimmt ihrer Freundin Kira (3) beim Sandspiel die Schaufel weg. Kira beginnt an zu weinen und schreien.“
Hier bekommt Emma ein direktes Feedback auf ihr Verhalten und kann erkennen, dass Kira traurig oder wütend ist. Vielleicht kommt auch ein größeres Kind auf dem Spielplatz dazu und tröstet Kira oder versucht einen Kompromiss zwischen den beiden kleinen Freundinnen zu finden.
Auch im Rollenspiel, das etwa ab 4 Jahren gehäuft auftritt, lernen Kinder sehr stark ihre empathischen Anteile zu entwickeln. Sie schlüpfen dabei in die unterschiedlichsten Rollen, wie Kindergärtnerin, Mutter-Vater-Kind, Cowboy und Indianer etc. und lernen so die Welt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven kennen.
Geschichten erzählen und Vorlesen (Rollenidentifikation vs Fernsehen)
- Schau Dir mit Deinem Kind Bücher an, lies Geschichten vor und erzähle viel: Kinder entwickeln so Einfühlungsvermögen: das Eintauchen in die Welt anderer, das Teilen ihrer Erlebnisse ist nicht nur spannend, es fördert gleichzeitig das Verständnis für andere und ihr Handeln.
- Dabei kannst Du auch mit Deinem Kind über die Gefühle der Figuren in der Geschichte sprechen, z.B.: „Was glaubst du, warum ist die kleine Maus so traurig? Was würdest du tun, wenn du die Maus wärst“ u.ä.. Dein Kind übt dadurch, sich in andere Rollen hineinzuversetzen und Situationen aus anderen Perspektiven zu betrachten.
- Anders als beim Fernsehen, regen Bücher die Fantasie viel mehr an, so dass die Rollenidentifikation des Kindes mit der/dem HeldIn der Geschichte intensiver ausfällt. Außerdem lassen es Bücher leicht zu, Pausen zu machen, anzuhalten und sich in Ruhe eine bestimmte Situation/ ein bestimmtes Verhalten aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
- Letztlich verstärkt der Aspekt, dass beim Vorlesen eines Buches, ein Zweiter, meist ein Erwachsener dabei ist, die Kommunikation und auch das Eintauchen in unterschiedliche Sichtweisen massiv, denn gerade bei größeren Kindern kannst du auch deine persönliche Mama- oder Papa-Sichtweise miteinbringen, ganz im Sinne „Aha, das ist ja interessant, was du sagst. Wenn ich die Maus wäre, würde ich vielleicht … tun. Was meinst Du denn dazu?“
Sei ein Vorbild für Dein Kind
Am Allermeisten aber lernen Kinder durch Vorbilder. Eltern, die ihr Kind geduldig trösten, die hilfsbereit sind und die Probleme anderer ernst nehmen, legen einen entscheidenden Grundstein für die Empathiefähigkeit ihrer Kinder.
Neben dem Vorleben von Empathie, halte ich es allerdings für eine gesunde Balance zwischen Egoismus und Empathie unerlässlich, dass Kinder ihre Eltern nicht ausschließlich in der Rolle der/des Mitfühlenden erleben.
Achte deshalb auch als Mama oder Papa auf Deine eigenen Bedürfnisse und gönn dir etwas. Das kann ein entspannendes Bad einmal die Woche sein, Joggen gehen, eine regelmäßige Auszeit für einen Nachmittag/Abend pro Woche, gemeinsame Paarzeit als Eltern u.ä..
Wichtig ist, dass Dein Kind auch erlebt, dass Du auch an Dich und Deine Wünsche denkst, Grenzen setzt und etwas für Dich tust – und zwar in authentischer Balance zwischen Deinen eigenen Bedürfnissen und denen Deiner Familie.
Wenn es das erlebt, kann aus ihm ein Erwachsener werden, der gut abwägt zwischen seinen Bedürfnissen und den Empfindungen seiner Mitmenschen.
Familien-Coach als Ratgeber bei verschiedensten Erziehungsfragen
Dipl.Päd. (univ.) Heike Podek
Beziehungsorientierter Coach für Eltern und Kinder in schwierigen Phasen
Tel.: 0676/790 58 37
Fotos: Pixabay.com, beigestellt
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