Digitale Medien und Kinder sind ein Thema, das bei fast allen Eltern naturgemäß immer wieder für Verunsicherung sorgt. Im Lockdown nutzen Kinder aber noch intensiver Handys, Tablets oder Laptops. Eine Medienpädagogik-Expertin rät Eltern jedoch zu mehr Gelassenheit.

Mehr Chancen als Risiken

Distanzhalten, Daheimbleiben, Kontakte einschränken. Aber besonders Kindern fällt das schwer. Daher findet vieles eben online statt, von der Schule bis zum Austausch mit Freunden. Das verunsichert hingegen viele Eltern. Oft auch weil ihnen selber entsprechende Medienkompetenzen und -erfahrungen fehlen. „Digitale Medien bieten insbesondere in der momentan so schwierigen Situation mehr Chancen als Risiken – auch und gerade für junge Menschen“, plädiert Dr. Karen Silvester, Expertin für Medienbildung bei SOS-Kinderdorf dagegen für eine gelassenere Haltung.

Kontakt halten über digitale Medien

Selbst für jüngere Kinder stellen soziale Medien eine wichtige Möglichkeit dar, in Kontakt zu bleiben. Sie können sich demnach mit Gleichaltrigen über die schwierige Lage oder zum Unterricht austauschen. „Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, wie anstrengend und angstbesetzt diese Zeit gerade für Kinder ist“, betont die Diplom-Pädagogin. „Aus Kinderzimmern wurden Klassenzimmer. Die Schule verlangt nach wie vor Leistungen. Die Freizeit- und Ausgleichsmöglichkeiten dazu sind jedoch drastisch eingeschränkt, insbesondere das Treffen von FreundInnen fehlt vielen sehr. Ohne den digitalen Dialog möchte man sich die aktuelle Situation für junge Menschen gar nicht vorstellen“.

Worauf sollten Eltern achten?

Natürlich sind digitale Medien für Kinder nicht risikofrei.

Tipps von Dr. Silvester:

  • Mit welchem Gerät haben Kinder Zugang zum Internet? Eigenes Handy oder Familien-PC?
  • Altersgerechte Kindersicherung! (und das auch mit den Kindern besprechen): Blacklists, Gewalt-Filter, Zeitsperren und Mediennutzungszeiten, Zahlungseinstellungen, Ad-Blocker etc.
  • Themen, die Eltern in Bezug auf Social Media ansprechen sollten: Rechte am eigenen Bild, falsche Identitäten, Datenschutz, Hate-Speech, Verherrlichung von Gewalt, Sexting und Fake News.
  • TikTok und Co sind vor allem Entertainment. Da sollten sich die Großen nicht einmischen, jedenfalls solange die Inhalte jugendfrei sind. Gefragt ist eine Mischung aus Vertrauen, echtem Interesse und gemeinsamem Tun: Nachfragen und zuhören, mal gemeinsam die Plattform nutzen, sich neue Trends zeigen lassen …

Strukturen für digitale Medien schaffen

Insbesondere in der derzeitigen Ausnahmesituation braucht es einerseits Struktur und andererseits Halt. Indessen ein einheitliches Rezept, das für jedes Kind oder jede Familie passt, wird es nicht geben, sagt Dr. Silvester und führt aus: „Deshalb würde ich es eher von der Bedürfnisseite angehen: Dem Bedürfnis nach Ruhe, Spiel, Abwechslung, Austausch, Bewegung, Schlaf … Medienzeit ist nicht mehr gleichzusetzen mit „Vergnügen“. Für manche Kinder ist bereits der Onlineunterricht so anstrengend, dass sie erst nach einer langen Pause nochmals einer Bildschirmaktivität nachkommen sollten.

Wann ist es zu viel?

„Warnsignale für eine digitale Überforderung können Kopfschmerzen, Weinerlichkeit, Müdigkeit, Gereiztheit etc. sein. Die Richtschnur ist also immer das Befinden des individuellen Kindes“, so die Expertin. Sie rät ferner zu möglichst vielen Aufenthalten im Freien.

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Fotos: (c) © SOS-Kinderdorf e.V./Sebastian Pfütze, © pexels.com