Frühgeburt: Ein schwerer Start ins Leben
Medizin und Pflege bieten Eltern von Frühchen Unterstützung. Denn der Start ins (gemeinsame) Leben ist für die zu früh Geborenen und ihre Familien nicht leicht.
Für betroffene Eltern und deren Umfeld ist eine Frühgeburt enorm belastend. Wenn der Start ins Leben für das Baby zu schnell erfolgt, kommt das meist unvorbereitet. Doch die medizinische und pflegerische Versorgung von Frühchen ist hierzulande auf einem äußerst hohen Niveau.
Frühgeburt bedeutet viele Sorgen
Die Zeit der Vorfreude auf den neuen Erdenbürger wird abrupt abgekürzt. Das Elternglück wird von der Sorge um die weitere Entwicklung überschattet. “Übersteht mein Kind alles unbeschadet?”, “Warum passiert uns das?”, … sind nur einige der quälenden Fragen. (Über die Gefahren durch elterliche Depressionen lest Ihr hier.)
Freilich fällt es schwer zu akzeptieren, dass man nicht wie andere Familien, sein Kind gleich nach der Geburt mit nach Hause nehmen, es stillen oder in Ruhe kuscheln kann. Medizinische Apparaturen, Ärzte oder Pfleger sind stets mit von der Partie, dazu kommt noch die Angst, um das Wohlergehen des Neugeborenen.
Organreifung in der Klinik
„Von einem Frühgeborenen sprechen wir, wenn das Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommt“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Berndt Urlesberger, Leiter der Klinischen Abteilung für Neonatologie der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde des Klinikum Graz. Ab der 23. Schwangerschaftswoche, d. h. etwa vier Monate vor dem eigentlichen Geburtstermin, können die Säuglinge heute bereits betreut werden.
Das bedeutet für die Pflege und die medizinische Versorgung natürlich eine große Herausforderung. Denn die Reifung der verschiedenen Organe ist ja bei einer Frühgeburt noch nicht abgeschlossen und wird in der Klinik fortgeführt. Im Vordergrund stehen dabei meist die Lunge, das Gehirn, der Magen-Darmtrakt sowie die Augen, aber vor allem die neurologische Entwicklung.
Weniger Problemfälle bei Frühgeburten
In der Regel können die Kleinen die Klinik rund um den eigentlichen Geburtstermin verlassen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass nahezu alle zu diesem Zeitpunkt selbstständig essen können und ohne Sauerstoff auskommen“, unterstreicht Neonatologe Urlesberger die positive Entwicklung.
Auch an chronischen Lungenerkrankungen würden die Babys heute kaum mehr leiden, vielmehr seien es die neurologischen Probleme, mit denen die (ehemaligen) Frühchen zu kämpfen hätten. „Sowohl die chronische Lungenerkrankung als auch schwere neurologische Probleme sind Dank medizinischer Weiterentwicklung weniger häufig als noch vor zehn Jahren“, so der Mediziner.
Betreuung bis Schulbeginn
Doch die Fürsorge endet nicht mit der Entlassung aus dem Krankenhaus. Um einen guten Überblick über das Behandlungsergebnis zu haben, betreuen wir die Kinder entwicklungsneurologisch bis zum Schuleintritt“, sagt Urlesberger und räumt mit einem verbreiteten Irrglauben auf: „Die wenigsten der zu früh geborenen Babys sind schwer behindert. Das trifft durchschnittlich auf nur sechs Prozent der Kleinen zu.“
Ganz in Lila
- Der Situation von Frühchen und deren Familien widmet sich insbesondere die „European Foundation for the Care of Newborn Infants“, EFCNI. Vor fünf Jahren wurde von der Vereinigung die Initiative „Purple for preemis“ ins Leben gerufen. Gebäude und Sehenswürdigkeiten, rund um den Globus, werden heuer am 17. November lila angeleuchtet.Unter anderem kann man sich in Graz, am Weltfrühgeborenentag, über Frühchen und deren (schweren) Start ins Leben beraten lassen.
- Wo: Grazer Hauptplatz
- Wer: Pflegepersonen, Ärzte, Vertreter des EFCNI
- Wann: 17. 11. 2017, ab 16.00 Uhr
Foto: © LKH-Univ.Klinikum Graz/Marija Kanizaj, EFCNI, pixabay
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