Volldampf in die Pubertät
Mein Kind ist in der Pubertät – und jetzt? Wie soll ich mich als Elternteil verhalten?
Tim ist drei. Am Spielplatz steckt er gerne Steinchen in den Mund – und sofort ist die Mama zur Stelle und nimmt sie ihm weg. Franz ist acht. Nach der Schule geht er am liebsten Skateboard-Fahren. Und weil das gefährlich werden kann, wenn es zu einem Sturz kommt, besteht seine Mama darauf, dass er Knie-, Ellbogenschützer und einen Helm trägt. Das funktioniert, denn Franz ist noch nicht in der Pubertät und tut, was Mama sagt.
Vom Beschützen und Loslassen
In jungen Jahren ist es oft vergleichsweise einfach, Kinder vor sich selbst zu beschützen – bzw. vor den negativen Auswirkungen ihrer Handlungen. Nicht alles können Eltern voraussehen und abschirmen und das sollen sie ja gar nicht. Welches Kind fühlt sich schon unter einer Glasglocke wohl? Das wäre ja kein Leben.
Werden die Kids älter, kommen sie in die Pubertät, werden aber die Dimensionen der Handlungen andere. Sie sind nicht mehr vorhersehbar. Kinder kommen mit so vielem in Berührung – und das viel leichter, seit es digitale Medien und maximale Mobilität gibt. Wir alle sind permanent auf dem Sprung. Die Kinder, die Eltern, die Großeltern. Wir bewegen uns – und das in viel größerem Rahmen als anno dazumal. Früher waren Kinder in der Nachbarschaft zu Hause, heute in der ganzen Welt. Dank Internet holen wir sie uns – und bewegen uns in dieser virtuellen Welt. Wir sind ununterbrochen verbunden … Aber sind wir noch mit uns selbst und unseren Nächsten verbunden?
Pubertät heute
Eltern tun sich im Lauf der Pubertät viel schwerer als früher, wenn sie im Leben ihres Kindes weiterhin Durchblick haben wollen. Freundschaften sind komplexer, oft kennt man die FreundInnen des Kindes gar nicht – und muss froh sein, wenn es selbst sie persönlich und nicht nur aus den Social Media-Netzwerken kennt.
Dementsprechend herausfordernd ist es, die Kinder auf dem Weg des Erwachsen-Werdens zu begleiten. Im Leben von Teenagern haben Eltern oft nicht die Rolle, die sie gerne hätten – oder die ihnen aus Sorge und Verantwortungsgefühl heraus wichtig wären. Was können Eltern in der Pubertät also tun? Ich denke, wir können Vorbild sein. Und das Tag für Tag. Wir können mit den Kindern reden – ok, mit Teenagern nicht immer einfach ;-), man hört von Eltern, die mit den Pubertierenden den L17-Führerschein machen, um an sie heranzukommen. Wir können aber auch über Begebenheiten reden. Wir können ihnen Werte vermitteln im Gespräch, ganz wie nebenbei. Wir können Verhaltensweisen hinterfragen. Wir können für sie da sein – einfach für den Fall des Falles, dass sie doch mal reden wollen ;-).
Wir können unseren Kindern Flügel geben und müssen ihnen dann auch erlauben, sie zu gebrauchen. Und dafür braucht man selbst unglaublich viel Disziplin, um nicht in die Rolle der Mama des Drei-, Acht- oder Zehnjährigen zu verfallen. Jugendliche werden Fehler machen, werden austesten. Sich, die Angebote und Möglichkeiten, da werden auch Dinge darunter sein, die wir nicht für sie wollen, wie Alkohol, Nikotin, vielleicht sogar Drogen. Die Youngsters werden an ihre Grenzen gehen, sie auch (hoffentlich nicht zu oft) überschreiten. Wir werden da sein müssen, um ihnen diese Grenzen immer wieder aufzuzeigen und nicht zuzulassen, dass sie sie nicht mehr erkennen.
Für all das brauchen wir Vertrauen, und zwar ganz ganz viel – in unser (pubertierendes) Kind, das Leben insgesamt und in die eigenen Fähigkeiten, dass man als Eltern hoffentlich einiges richtig gemacht hat und immer wieder macht …
Fotos: pixabay.com
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