Psychische Belastung begleitet inzwischen drei von vier Österreicherinnen. Fast jede zweite fühlt sich stark davon betroffen. Eine aktuelle Umfrage liefert alarmierende Einblicke.
Unsichtbar: Psychische Belastung
Psychische Belastung ist für viele Frauen ein alltägliches Thema – oft unsichtbar, aber tiefgreifend spürbar. Zwischen beruflichen Anforderungen, familiären Verpflichtungen und gesellschaftlichen Erwartungen entsteht ein Spannungsfeld, das Körper und Geist gleichermaßen fordert. Eine Erhebung zeigt, wie verbreitet diese Belastung ist und welche Faktoren sie besonders verstärken.
Drei von vier Frauen (74 %) geben an, dass psychische Belastung ein Thema in ihrem Leben ist – fast jede zweite fühlt sich stark betroffen. Die häufigsten Gründe dafür sind laut einer aktuellen Studie Schlafmangel und Erschöpfung (45 %), gefolgt von mangelnder Zeit für sich selbst. Mehr als die Hälfte der Befragten leidet unter innerer Unruhe, Nervosität und Anspannung. Berufliche oder akademische Anforderungen spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle (19 %).
Lebensmitte als Hochphase der Belastung
Besonders stark betroffen sind Frauen zwischen 25 und 54 Jahren, wie die Umfrage von Pure Encapsulations® und TQS Research & Consulting zeigt. In dieser Lebensphase häufen sich Verantwortlichkeiten, die selten gleichmäßig verteilt sind. Die Belastung äußert sich sowohl körperlich als auch psychisch.
Mehr als die Hälfte der Frauen erlebt innere Unruhe, Nervosität und Anspannung (51 %), knapp 43 % berichten von Gereiztheit und Stimmungsschwankungen. Rund ein Drittel nennt körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme. Nur 9 % beschreiben sich als gänzlich unbelastet. Auch digitale Reizüberflutung wird von 36 % als belastender Faktor genannt.
Starke Belastung bis 54
In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen fühlen sich 62 % stark psychisch belastet. Bei den 35- bis 44-Jährigen sind es 59 %, und bei den 45- bis 54-Jährigen sogar 64 %. Ab dem 55. Lebensjahr nimmt die Belastung deutlich ab. Frauen ab 65 geben häufig an, keine psychische Belastung zu verspüren (rund 45 %).
Die Lebensmitte ist geprägt von einer Vielzahl paralleler Aufgaben: Vollzeitarbeit, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, mentale Organisationsarbeit und ständige Erreichbarkeit. Verlässliche Erholungszeiten fehlen oft. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie teure oder unzureichende Betreuungsangebote, starre Arbeitszeiten und die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit verstärken die Belastung zusätzlich.
Auswirkungen auf Motivation und Konzentration
Psychische Belastung wirkt sich nicht nur auf das subjektive Stressempfinden aus, sondern beeinflusst auch Motivation und Leistungsfähigkeit. Ein Drittel der Frauen fühlt sich häufig motivationslos (35 %), ebenso viele berichten von Konzentrationsproblemen (33 %). Besonders ausgeprägt sind diese Einschränkungen bei den Jüngeren: In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen nennt mehr als jede zweite Frau Motivationslosigkeit, fast jede zweite Schwierigkeiten bei der Konzentration.
Faire Aufteilung von Verantwortung
„Psychische Belastung ist kein individuelles Versagen. Sie entsteht, wenn Care- und Organisationsarbeit ungleich verteilt sind und Erwartungen an permanente Verfügbarkeit den Alltag bestimmen“, sagt Barbara Schrammel, Sozialpädagogin, Psychotherapeutin und Vorstandsfrau bei Frauen beraten Frauen. „Entlastung darf nicht an der Widerstandskraft einzelner Frauen hängen. Sie braucht faire Aufteilung von Verantwortung in Familien und Partnerschaften, verlässliche und leistbare Betreuung, Arbeitszeiten, die Erholung zulassen, sowie klare Grenzen im digitalen Alltag. Erst wenn diese Rahmenbedingungen stehen und unbezahlte Arbeit gesellschaftlich anerkannt wird, wird Gesundheit nicht länger vom Durchhalten abhängen.“
„Die Daten zeigen eindrücklich, dass psychische Belastung längst nicht mehr Ausnahme, sondern Alltag ist. Sie drückt sich in Erschöpfung, Antriebslosigkeit und körperlichen Symptomen aus und kostet Frauen Energie in alen Lebensbereichen. Entlastung darf daher nicht bei der Einzelnen ansetzen, sondern braucht Strukturen, die tragen, von geteilter Verantwortung über verlässliche Erholungszeiten bis zu guter Information, die Orientierung bietet,“ sagt betont Tina Werner, Wissenschaftliche Leiterin der Initiativen zur Frauengesundheit bei Pure Encapsulations®.
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