Kinder und Sport: Ja, aber …!

Verletzungen und Überlastungsschäden nehmen bei Kindern zu. Sport tut gut – aber in Maßen. Experten bemängeln, dass zu wenig auf die Prävention von Verletzungen geachtet wird.

Dass Bewegung und Sport im Kindes- und Jugendalter wichtig und richtig ist, steht wohl außer Frage. Doch offenbar wird zu wenig auf das richtige Augenmaß geachtet. Mediziner warnen im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2019 vor einer Zunahme von Überlastungsschäden an kindlichen Gelenken und Knochen. Sie stellen ebenso vermehrt akute Verletzungen, wie Brüche, Prellungen und Zerrungen fest.

Sport mit Maß und Ziel sowie die richtige Vorbereitung verringern das Verletzungsrisiko.

Verletzungsprävention gehört zum Sport dazu

Grund dafür ist, dass die Verletzungsprävention zu kurz kommt. Dazu gehören z.B. passendes Schuhwerk, Einlagen, ein altersgerechter abwechslungsreicher Trainingsplan oder ausreichende Regenerationszeiten . In vielen Fällen reicht einfach ein adäquates Präventionstraining oder maßvollere Sporteinheiten, um Verletzungen und deren Spätfolgen zu vermeiden.

Zu intensiver Sport und dazu ohne Regenerationszeiten ist für Kinder alles andere als gut. Folge- und Überlastungsschäden – auch durch zu einseitige Bewegungsabläufe – können junge Menschen lebenslang körperlich beeinträchtigen. „Wir beobachten in der Praxis zunehmend Verletzungsmuster, die auf zu intensive Sporteinheiten ohne ausreichende Erholung für Knochen, Gelenke und Muskulatur zurückzuführen sind“, betont Professor Dr. med. Romain Seil, Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin. Langanhaltendes und einseitiges “Übertraining” schädigt demnach den kindlichen Halte- und Bewegungsapparat auf Dauer. 

Beinfehlstellungen können die Folge von zuviel Sport sein.

Schwachstelle Wachstumsfuge

Eine Schwachstelle im Knochenbau von Kindern und Jugendlichen ist die Wachstumsfuge (Epiphysenfuge). Sie schließt sich bei Mädchen meist zum 14. oder 15., und bei Jungen etwa zum 16. Lebensjahr, nachdem das Knochenwachstum abgeschlossen ist. Akute Verletzungen, aber auch chronische Überbelastungen können Schäden an den Wachstumsfugen verursachen. „Insbesondere eine gelenknahe oder auch das Gelenk direkt betreffenden Verletzung, bei der die Wachstumsfuge beteiligt ist, kann dann eine Fehlstellung nach sich ziehen”, so Seil. Als Beispiel nennt er O-Beine von Fußballern, die in ihrer Jugend zu intensiv trainiert haben. Je nach Ausprägung könne dies auch Spätschäden wie Arthrose zur Folge haben.

Mindestens zwei Ruhetage beim Training einplanen.

 Insbesondere bei Sportarten mit erhöhtem Überlastungsrisiko an Knochen und Gelenken, wie dem Kunstturnen oder Tennis, aber auch Kontaktsportarten wie Judo, sind Überlastungsschäden häufiger als akute Verletzungen. Kinder im Leistungssport sind öfter betroffen, doch auch im Breitensport ist es ratsam, Sport in Maßen zu betrieben. „Kinder sollten wöchentlich mindestens zwei Ruhetage einhalten und höchstens drei bis vier Stunden am Tag trainieren“, so Professor Dr. med. Thomas Tischer, Leiter Sektion Sportorthopädie an der Orthopädischen Klinik, Universitätsmedizin Rostock. „Dabei ist es wichtig, das Training altersgerecht, abwechslungsreich und mit ausreichend Aufwärm- und Ruhezeiten zu gestalten.“

Foto©: pexels.com, pixabay.com

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