Psychologische Hilfe ist für viele Kinder und Jugendliche ein sinnvoller Ausweg aus persönlichen Krisen. Emily erzählt euch, wie es ihr damit geht und warum sie Jugendliche dazu ermutigen möchte, sich Unterstützung zu holen.

Psychologische Hilfe in Krisenzeiten

Erst Corona, dann Kriege und Krisen – die Welt ist für uns nicht mehr, wie wir sie kennen. Sind schon wir Erwachsene angesichts der Lage manchmal deprimiert, so ist es für Kinder und Jugendliche mindestens so schwierig, mit der herausfordernden Situation umzugehen. Sie sind ja erst dabei, ihren Platz in der Welt zu finden, sich zu orientieren, zu wachsen und zu reifen. Das ist oft schwierig genug – schon ohne Begegnungs-Einschränkungen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Turbulenzen und ähnliches.

Umso mehr haben die Herausforderungen der letzten Jahre und der Gegenwart mit unseren Kindern und Jugendlichen „gemacht“. Es ist wichtig, dass sie sich gerade jetzt psychologische Hilfe suchen können. „Gesund aus der Krise“ ist eine Initiative, die rasche und kostenlose psychologische Hilfe für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre bietet. Die Beratungen sind nahe zum Wohnort zugänglich.

„Mir wurde alles zu viel“

Wir haben mit Emily gesprochen, die den Schritt gemacht und das Angebot von psychologischer Hilfe angenommen hat.

Emily, derzeit gibt es viele Krisen auf der Welt – wie stark sind diese für Dich gegenwärtig und inwiefern belasten sie Dich? Wie gehst Du damit um? 

„Manche Krisen belasten mich wirklich sehr und wenn ich zu viel davon sehe, dann stresst mich das Ganze. Also muss ich dort wirklich meine Grenzen setzen. Aber ich möchte aktuelle Entwicklungen und Geschehnisse auch nicht komplett ignorieren. Es gibt auch Themen, die mich interessieren und mit denen ich mich auseinandersetze.“

Wenn Du an die Corona-Zeit zurückdenkst, was war für Dich besonders herausfordernd und gab es vielleicht auch positive Seiten?

„Um ehrlich zu sein, fand ich es am Anfang toll, als uns gesagt wurde, dass wir zwei Wochen keine Schule haben. Der Schulstress war weg und man konnte den ganzen Tag in seinem Bett verbringen. Doch das Problem war, das aus diesen zwei Wochen eine Ewigkeit wurde und man sich irgendwann alleine und verloren fühlte. Natürlich versuchte ich es anfangs positiv zu sehen. Ich hatte mehr Zeit für mich selbst und konnte somit über meine Zukunft nachdenken. Ich hatte mehr Zeit für meine Familie zu Hause und mit meinen Freunden hatte ich immer lustige Telefonate. Doch irgendwann konnte ich das alles nicht mehr positiv sehen und ich fühlte mich wie in einem schwarzen Loch. Ich hatte keine Routine mehr, meine Familie wurde mir zu viel, meine Freunde konnte ich nie wirklich treffen und ich wusste irgendwann nicht mehr, wer ich überhaupt war und was ich fühlte. Mir wurde alles zu viel. Diese Krise veränderte so einiges und war eine reine Herausforderung für mich.“

Was können wir Deiner Meinung nach aus Krisen lernen?

„Wir können lernen, dass alles irgendwann vorbei geht. Das war der Satz, den ich mir jeden Tag aufs Neue sagen musste. Anfangs fand ich diesen Satz auch nicht toll, da man in dieser Situation einfach keinen Ausweg sieht, doch im Endeffekt ist dieser Satz wahr. Alles geht vorbei. Man kann aus solchen „schlimmen“ Situationen nur lernen. Man lernt, was einem gut tut, was einen stärkt und was einem Halt gibt. Wir können lernen, niemals aufzugeben auch wenn es noch so schwer scheint. Es lohnt sich.“

Wie wichtig ist es für Dich, Dir bei persönlichen Problemen psychologische Hilfe zu holen? Wie gehst Du dabei vor?

„Am Anfang fiel es mir persönlich schwer, da ich alles für mich behalten wollte und ich ungern Hilfe annahm. Doch mittlerweile bin ich so froh, dass ich mich geöffnet habe und heutzutage gar kein Problem mehr damit habe. Ich finde, dass es sehr wichtig ist, offen über seine Gefühle zu reden – egal ob positive oder negative Gefühle. Wenn ich mit jemandem reden möchte, dann spreche ich meistens mit meinen engsten Freunden, mit meinen Eltern oder mit meiner Oma. Sie hören mir immer zu und versuchen mir zu helfen. Aber meistens hilft es schon, einfach mal meine Gedanken mit jemandem zu teilen. Falls ich mal nicht reden möchte, schreibe ich meine Gedanken in ein Buch, um so alles loszuwerden. In der Zeit, in der ich regelmäßig zu meiner Therapeutin ging, lernte ich, dass es nie falsch ist etwas zu sagen. Ich konnte dort wirklich alles loswerden und hatte nie ein unwohles Gefühl dabei. Ich fühlte mich verstanden und akzeptiert.“

Hier gibt es rasche, niederschweflige, kostenlose und wohnortnahe psychologische Hilfe: „Gesund aus der Krise“

  • „Gesund aus der Krise“ wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) gefördert und vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) in enger Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) umgesetzt.
  • Das Projekt bietet für Betroffene bis 21 Jahre kostenlos bis zu 15 klinisch-psychologische, gesundheitspsychologische und psychotherapeutische Beratungen und Behandlungen im Einzel- oder Gruppensetting an.
  • Bei schweren Fällen ist eine einmalige Verlängerung nach Ansuchen in der Abwicklungsstelle um fünf weitere Einheiten im Einzelsetting möglich, diese sollen einem Übergang in die Regelversorgung dienen.
  • Klinische PsychologInnen, GesundheitspsychologInnen und PsychotherapeutInnen, mit mehrjähriger Arbeits- und Fortbildungserfahrung im Kinder- und Jugendbereich beraten und behandeln in 19 Behandlungssprachen, kostenfrei, österreichweit, in städtischen sowie ländlichen Regionen.
  • In der Servicestelle werden KlientInnen rasch mit BehandlerInnen zusammengebracht, unter Rücksichtnahme auf Wohnortnähe, Sprachen, Alterspräferenzen und das von KlientInnen gewünschte BehandlerInnen-Geschlecht.

Mehr zu „Gesund aus der Krise II“ unter www.gesundausderkrise.at; info@gesundausderkrise.at sowie über die kostenlose Servicenummer 0800 800 122 von Montag bis Freitag 8:00 bis 18:00.

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