Tischverbot fürs Handy
Ich bin definitiv dafür, dass Eltern mit der Zeit gehen und es ist auch bei Weitem keine Seltenheit, dass schon Kleinkinder wissen, wie ein Smartphone zu bedienen ist. Aber muss es wirklich sein, dass Kinder (und Eltern) den ganzen Tag und unentwegt von piepsenden, blinkenden Geräten umgeben sind?
Vorweg möchte ich klarstellen, dass ich niemanden verurteilen will. Auch ich weiß, dass es manchmal praktisch ist, wenn man im Wartezimmer einer Arztpraxis ohne Kinderbücher gemeinsam Fotos am Handy ansehen kann oder die Kinder ein kurzes Video schauen können. Meine beiden wischen schon wie viele ihrer Altersgenossen sicher übers Display und wenn ich mein Handy nicht außerhalb ihrer Reichweite aufbewahre, kann es schon sein, dass ich nach wenigen Minuten alles neu einstellen muss. Anlass dafür, dass ich mich aber doch wieder einmal gefragt habe, wieviel „Handykonsum“ normal ist, war unser Urlaub. Denn obwohl wir in einem Hotel waren, wo wirklich alles für Kinder geboten wurde – und ich meine wirklich ALLES! – war es so, dass ganz viele Kinder während Frühstück, Mittag- und Abendessen mittels Handys oder Tablets an den Esstischen „ruhiggestellt“ wurden.
Klar, viele Kinder dürfen beispielsweise nach dem Abendessen einen kleinen Film ansehen oder haben generell Fernsehzeiten, bei der einen Familie wird das lockerer gehandhabt, bei der anderen strenger. Ich persönlich finde, dass Kleinkinder nicht schon stundenlang (alleine) vor der Flimmerkiste sitzen sollten, aber gut, auch hier scheiden sich die Geister. Was meinen Mann und mich aber wirklich sprachlos machte, ist, dass viele Kinder WÄHREND sie aßen, teilnahmslos ins Handy oder aufs Tablet glotzten. Ganz zu schweigen davon, dass so natürlich keinerlei Gesprächsbasis innerhalb einer Familie entsteht, finde ich es auch einfach schade, dass Mahlzeiten so überhaupt nicht als das wahrgenommen werden, was sie sind!
Essenszeiten sind wichtige Zeiten, genussvolle Zeiten, Zeiten des Zusammenkommens! Man kann gemeinsam den Tisch decken, Kinder können ihren Teller vielleicht sogar selbst befüllen und bei uns wird bei Tisch auch geplaudert, gelacht und diskutiert (nur in der Früh manchmal nicht 😉 ). Selbstredend hat man nicht immer Zeit und Lust, aufwendig zu kochen, aber ich denke trotzdem, dass Kinder es wahrnehmen, ob man sein Essen selbst nur schnell hinunterschlingt und mit einem Aug oder Ohr schon wieder ganz wo anders ist, oder ob man sich das bisschen Zeit nimmt und die Nahrungsaufnahme genießt. Ich jedenfalls stelle mein Handy seit einiger Zeit immer auf Lautlos, wenn wir essen und finde das selbst echt viel besser. Man ist ja sowieso dauernd erreichbar und mehrmals täglich online, da kann man sich die kurzen Zeiten fürs Essen wirklich “freihalten”. Und für alle, die denken, ich hätte es vielleicht schon vergessen oder meine Kinder wären mit perfekten Tischmanieren und einem alles aktzeptierenden Geschmackssinn geboren: Natürlich ist Essen mit (kleinen) Kindern manchmal auch anstrengend, es wird gemeckert und gekleckert, aber muss man deshalb gleich den Fernseher einschalten oder das Handy neben das Tischset legen, nur damit Ruhe herrscht oder sich die Eltern „ungestört“ unterhalten können?!
Mit Kindern ist man als Eltern eben eine Zeitlang alles andere als ungestört, aber ich möchte mich hüten, meine Kinder beim Essen oder generell ruhigzustellen – was ich so von Eltern mit älteren Kindern höre, würde man sich spätestens in der Teenie-Zeit wieder über angeregte (Tisch)Gespräche freuen … 😀
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[…] und Grenzen sind wichtig, sondern Eure eigenen. Wenn Euch z. B. nervt, dass das Kind beim Essen am Handy klebt, sagt dem Kind das klar. In der Regel akzeptieren Kinder und Jugendliche klare Bedürfnisse […]
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