Psychische Probleme sind bei jungen Eltern keine Seltenheit und dennoch wird dieses Thema oftmals verschwiegen. So fühlen sich frischgebackene Mütter oft überfordert, hilflos oder haben Schwierigkeiten, eine Bindung zum Kind aufzubauen.
Erschöpfung und psychische Probleme
Katharina hat sich wirklich auf das Baby gefreut. Doch irgendwie will das mit dem Mutterglück nicht so ganz klappen, etwas fühlt sich für die junge Frau nicht richtig an – und Katharina schämt sich deswegen. Anstatt mit ihrer Kleinen die Zeit zu genießen, ist sie niedergedrückt und erschöpft. Ihr Wunschbaby empfindet sie als große Belastung, als Herausforderung, für die ihr die Kraft fehlt.
Dass die Psyche einer Frau – auch Männer können betroffen sein – nach der Geburt leiden kann, ist nach wie vor ein Thema, das gern unter den Tisch gekehrt wird. Doch bis zu jede fünfte Frau entwickelt psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen. Eine neue Studie der Technischen Universität Dresden zeigt nun: Eine gezielte teilstationäre Mutter-Kind-Therapie kann die psychische Gesundheit der Mutter deutlich verbessern. Die positiven Effekte halten auch ein Jahr nach Ende der Behandlung an und stehen im Zusammenhang mit weniger Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM).
Studie belegt positive Effekte
Die Geburt eines Kindes ist für viele Frauen eines der intensivsten Erlebnisse ihres Lebens – geprägt von körperlicher Verausgabung, aber auch großer Vorfreude. Doch die anfängliche Freude hält nicht immer an: Zahlreiche Mütter kämpfen nach der Geburt mit Ängsten, Erschöpfung oder Depressionen. „Wenn sich Mütter belastet oder allein gelassen fühlen, spürt das auch das Kind“, erläutert Prof. Dr. Kerstin Weidner, Gründerin der Mutter-Kind-Tagesklinik und Direktorin der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums an der TU Dresden.
Für eine Studie wurden ca. 350 Mütter mit psychischen Erkrankungen – darunter Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen – begleitet. Die Mütter wurden im ersten Jahr nach der Geburt aufgenommen. Im Fokus stand eine im Durchschnitt 32-tägige interaktionsfokussierte Therapie in der Tagesklinik, die nicht nur Einzel- und Gruppensitzungen umfasste, sondern vor allem die Beziehung zwischen Mutter und Kind stärkte. Durch Videoanalysen, spielerische Übungen und gemeinsame Alltagsinteraktionen lernten die Frauen die Bedürfnisse ihrer Kinder besser wahrzunehmen und zu verstehen, auf ihre Kinder einzugehen und sich als Eltern sicherer zu fühlen.
Weniger verhaltensauffällige Kinder
Das Ergebnis spricht für sich: Bereits bei der Entlassung waren depressive Symptome, Ängste und wahrgenommer Stress deutlich reduziert. Gleichzeitig wuchs das Vertrauen der Mütter in ihre elterlichen Fähigkeiten. Wichtig ist dabei auch der Blick auf die Kinder: Je besser sich der psychische Zustand der Mutter langfristig entwickelte, desto geringer waren Verhaltensauffälligkeiten bei den Kleinen. „Das unterstreicht die enge Verbindung zwischen mütterlicher psychischer Gesundheit und dem Wohlbefinden der Kinder“, erklärt die Psychotherapeutin und Studien-Mitautorin Dr. Susann Schmiedgen.
FOTOS: pexels



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pexels-shvetsa/freie nutzung Philipp Tomsich Kinderfreunde
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