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Es gibt noch immer zu wenig Frauen und Mädchen, die sich für eine Ausbildung und einen Karriereweg in MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) entscheiden. Dabei spielen elterliche Vorstellungen und Stereotype entscheidend mit hinein, wie eine neue Studie zeigt.

eltern mit mädchen

Eltern als Schlüsselakteur:innen

„Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich bereits bei den Ausbildungs- und Berufswünschen im Jugendalter“, erklärt Dr. Therese Niss, Gründerin und Vorständin der MINTality Stiftung und unterstreicht die zentrale Bedeutung der Eltern dabei. „Daher ist es wichtig, die Rolle der Eltern sowie deren Einstellungen und Verhalten besser zu verstehen, um diese gezielter bei der beruflichen Orientierung miteinbeziehen zu können.“

Eine jüngste Studie zeigt, dass es durchaus möglich ist, das Verhalten von Eltern mit gezielter Information zu beeinflussen. Denn es geht nicht nur darum, Mädchen direkt zu fördern, sondern auch ihr Umfeld – insbesondere Eltern – gezielt einzubinden und zu sensibilisieren, unterstreicht Prof. Dr. Elisabeth Gsottbauer (Freie Universität Bozen). Sie sieht „Eltern als Schlüsselakteur:innen“. „Informationskampagnen, praxisnahe Beispiele und leicht zugängliche Angebote können helfen, Barrieren abzubauen. Wenn Eltern erkennen, dass MINT-Berufe vielseitig, kreativ und gesellschaftlich relevant sind, können sie zu wichtigen WegbereiterInnen für starke Frauen in MINT-Bereichen werden“, sagt Prof. Gsottbauer.

Wie sind Eltern in die Bildungs- und Berufsorientierung (BBO) ihrer Kinder involviert?

57 % begleiten derzeit aktiv die BBO ihrer Töchter

87 % der Eltern sagen, dass sie ihrer Tochter Orientierungshilfe geben

64 % teilen ihrer Tochter ihre eigenen Vorstellungen über deren berufliche und schulische Zukunft mit

MINT und mädchen - mathematik-aufgabe

Geschlechtsspezifische MINT-Stereotype

In Bezug auf MINT geben etwa 40 % der Eltern fehlende MINT-Kompetenz oder fehlendes Wissen über MINT-Angebote als Herausforderung an. Es glaubt ca. ein Drittel der befragten Eltern, dass ihre Tochter gar nicht für dafür talentiert und auch nicht wirklich daran interessiert ist.

Über Dreiviertel der Eltern hält Buben geeigneter für MINT als Mädchen. Das zeigt, wie stark Eltern oft in geschlechtsspezifischen Vorurteilen verhaftet sind. Eltern mit stärkeren MINT-Stereotypen investieren signifikant weniger Geld in MINT-Aktivitäten ihrer Tochter. Zudem geben Eltern an, dass MINT-Jobs Eigenschaften fehlen, die sie als wichtig für die Wahl ihre Tochter erachten, nämlich Arbeitsbedingungen, Jobsicherheit und Familienvereinbarkeit.

Untersucht wurde auch, ob positive Darstellungen über MINT-Karrieren an der Einstellung der Eltern etwas ändern. Kurze Informationsvideos zu Vorurteilen oder Karrierewegen erhöhen tatsächlich die Bereitschaft der Eltern in MINT-Angebote für ihre Töchter zu investieren. Doch dieser Effekt hat leider ein Ablaufdatum, wie eine Folgeumfrage zeigte. Kurze Impulse reichen demnach nicht aus; diese müssen mit konkreten Handlungsaufforderungen verknüpft sein, um langfristige Effekte zu erzielen.

Über MINTality & die Studie

Die von der MINTality Stiftung in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie „Wie denken Eltern MI(N)T? – Bildungs- und Berufsorientierung für Töchter aus der Perspektive von Eltern“ bildet erstmals für ganz Österreich die Vorstellung von Eltern zur beruflichen Zukunft ihrer Töchter ab – mit Fokus auf MINT. Die Studie wurde von der Universität Bozen, Universität Stavanger und Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Befragt wurden über 1.300 Eltern in Österreich mit mindestens einer Tochter zwischen 10 und 19 Jahren durch eine Online-Umfrage.

Die MINTality Stiftung wurde auf Initiative von Therese Niss gemeinsam mit 12 Partnern gegründet. Ihre Mission ist es, Mädchen früh für MINT zu begeistern und diese Begeisterung bis ins Erwerbsleben aufrechtzuerhalten.

FOTOS: pixabay