Bayreuth ist berühmt für seine Festspiele. Aber die fränkische Stadt hat noch viel mehr zu bieten. Wir tauchen ein ins Bayreuth von Erzherzogin Wilhelmine. Kommt mit uns auf eine interessante Zeitreise!

Bayreuth – Kulturstadt mit viel Grün

Bayreuth, ganz im Osten Deutschlands, fast an der Grenze zu Tschechien, eilt der Ruf als Festspiel-Stadt voraus. Einmal im Jahr, im Juli und August, ist die Stadt förmlich im Musik-Rausch. Seit 1876 dirigieren weltbekannte Dirigenten das leidenschaftliche Orchester und ein (fast) ebenso leidenschaftliches Publikum lauscht hingerissen. Damit im original ausgestatteten Festspielhaus die Hitze erträglich ist, legen die Herren stillschweigend die Sakkos ab, in den Pausen darf gepicknickt und gekneipt werden. Denn der Einbau einer Klimaanlage ist hier ebenso undenkbar wie die einer Heizung – die einmalige Akustik muss erhalten bleiben. Auf den Klang wie auch die Gestaltung “seines Hauses” hat Richard Wagner größten Wert gelegt – und diese sollen bleiben, wie sie sind.

An allen anderen Tagen ist Bayreuth deutlich ruhiger – und umso idyllischer. Gleich zu Beginn unserer Zeitreise begegnen wir Erzherzogin Wilhelmine. Sie ist eine der wichtigsten Frauen, die in Bayreuth zu Hause waren. Auch wenn sie eigentlich die Königin von England werden sollte. Dann kam die Ehe aber nicht zustande und die Schwester des berühmten Preußen-Königs Friedrich des Großen heiratete in den kleinen Ort in Franken ein. “Wen nehmen Sie, einen alten reichen Mann oder lieber einen Jungen?” fragt uns die Stadtführerin lächelnd. Na bitte, Wilhelmine hat sich für den Jungen entschieden. Das war nicht ganz falsch, auch wenn sie vom prächtigen Potsdam in die Provinz ziehen musste, so konnte sie mit ihrem Gatten das Interesse am Schönen teilen …

Stadtrundgang in Bayreuth

Wilhelmines Liebe für Künste, Kultur, Bücher (und ihr Hündchen 😉 ) hat in Bayreuth Spuren hinterlassen. Schon einmal in Form einer Straße, an der sich die Vornehmen ansiedelten und ihre Häuser errichteten. Schließlich wollte Wilhelmine wenigstens ein bisschen Flair der großen Stadt in den verschlafenen Ort holen.

Hier besuchen wir die Klaviermanufaktur Steingraeber, die in Bayreuth bereits seit 1852 ansässig ist. Der kunsthandwerkliche Klavierbau wird heute wie damals betrieben – und Klaviere wie das “Liszt-KLavier” sind im Obergeschoss zu sehen. Die Ausstattung des Hauses Steingraeber entzückt uns – wir spüren, unsere Zeitreise in die Vergangenheit hat längst begonnen. Kunstvolle Fliesen, original, hölzerne Geländer, alte Möbel … Wilhelmine hätte ihre Freude daran!

“Goldenes Zeitalter” im Neuen Schloss

Wilhelmine begegnen wir dann später, im Neuen Schloss, gleich zweimal: Einmal zeigt sie sich uns als pausbäckige Zweijährige, in Öl verewigt, und einmal bei der Tee-Zeremonie an der Decke in Gold. Aber eigentlich spüren wir sie auf Schritt und Tritt – ihrem Kunstsinn und Geschmack ist das heutige Museum im Neuen Schloss zu verdanken. Dieses ist übrigens frei zugänglich und bietet auch Familienführungen und Veranstaltungen speziell für Kinder.

Infos über die “Welt der Wilhelmine” findet ihr hier.

Netflix-SeherInnen dürften hier übrigens den Drehort der Serie “Die Kaiserin” wiedererkennen. Sissi und Franz Joseph waren hier zwar nicht zu Hause, aber schön sind die Räume allemal … Auch der weitläufige Park ist einen Besuch absolut wert – ob man sich entspannt oder ihn durchquert um sich auf den Weg zum nächsten Museum zu machen. Museen gibt es in Bayreuth jedenfalls in Hülle und Fülle: 25! Vom Brauereimuseum in der Maisel´s Bier-Erlebnis-Welt über das Deutsche Freimaurer Museum bis zum Urwelt-Museum Oberfranken.

Pracht und Prunk im Markgräflichen Opernhaus

Mit ihrem Opernhaus hat sich Markgräfin Wilhelmine ein besonderes Denkmal errichtet. Gemeinsam mit ihrem Gatten Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth ließ es Wilhelmine anlässlich der Hochzeit ihrer einzigen Tochter Elisabeth Friederike errichten.

Wir kommen aus dem Staunen kaum heraus. Die barocke Pracht macht es uns leicht, uns auch von dieser Welt Wilhelmines bezaubern zu lassen. Das UNESCO-Weltkulturerbe gehört zu den wenigen erhaltenen Theaterbauten des 18. Jahrhunderts und ist mit seiner hölzernen Innen-Konstruktion ein Wegbereitet für die großen öffentlichen Theater des 19. Jahrhunderts.

Seit kurzem lädt das Museum des Opernhauses zum Mitmachen und Erkunden ein: Große und kleine BesucherInnen haben ihre Freude daran, die Welt des barocken Theaters kennenzulernen. Die zahlreichen interaktiven Stationen machen es zur spannenden Zeitreise!

Lustwandeln in der Eremitage

Ursprünglich ein “Grott- und Brunnenhaus” und Ort für höfische Eremitenspiele, erhielt Wilhelmine die Eremitage am Stadtrand zum Geburtstag. Ja, soooo ein Geschenk würde ich auch gerne einmal bekommen 😉 , denke ich, als ich die wunderbare Gartenanlage durchwandere. Pavillons, Wasser-Spiele, Ruinen-Theater und andere Bauwerke erwecken den weitläufigen englischen Landschafts-Garten zum Leben.

Ganz im Sinne von Wilhelmine lassen wir den Tag im Neuen Schloss der Eremitage ausklingen. Diesmal ganz ohne Besichtigung, sondern mit einem Kaffee und Blick auf die Blumen und die Wasserspiele vor uns … Danke für die Einladung, Wilhelmine, schön war es, mit Dir Bayreuth zu erleben!

Weitere Infos findet ihr hier!

FOTOS: Marion Breiter-O’Donovan