Asthma und schwanger: Für Asthmatikerinnen oft eine belastende Vorstellung. Denn Asthma erhöht das Risiko von Komplikationen für Mutter und Kind. Viele Frauen fürchten, dass ihre Asthma-Medikamente dem Ungeborenen schaden. Deshalb setzen sie oft eigenmächtig die Therapie aus. Doch davon raten ExpertInnen dringend ab. Erfahrt hier mehr dazu!

Medikamente nicht eigenmächtig absetzen

Gerade in der sensiblen Phase einer Schwangerschaft ist eine ausreichende Behandlung bzw. Verlaufskontrolle des Asthmas wichtig. Das betont Dr.in Katharina Marth, Leiterin der Ambulanz für schweres Asthma an der Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen in der Klinik Hietzing. Sie warnt davor, die Medikation abzusetzen, da unkontrolliertes Asthma große Gefahren für Mutter und Kind birgt.

Asthma und schwanger: Risiko für Komplikationen

Vier bis acht Prozent der schwangeren Frauen sind von Asthma betroffen. Bei mehr als einem Drittel der Asthmatikerinnen kommt es zu einer Verschlechterung der Symptome während der Schwangerschaft, vorwiegend im 2. und 3. Trimester mit einem Peak im 6. Schwangerschaftsmonat.
20 Prozent der Asthmatikerinnen erleiden während ihrer Schwangerschaft sogar eine plötzliche starke Verschlechterung ihres Zustandes. Das erhöht auch das Auftreten von Komplikationen für Mutter und Kind.

Asthmatherapie hat Schutzfunktion

Die Therapietreue während der Schwangerschaft ist schlecht, bemängelt die Medizinerin. 46 Prozent der Asthmatikerinnen reduzieren oder beenden die inhalative Therapie während der Schwangerschaft. Hauptsächlich geschieht dies aus Angst, ihrem ungeborenen Kind mit den Medikamenten zu schaden

Die Asthma-Expertin hält dazu fest: „Während der Schwangerschaft sollte die gewohnte Therapie unbedingt fortgesetzt werden. Die inhalative Therapie mit Kortikosteroiden, ICS, mit Beta-2-Sympathomimetika, SABA und mit LABA gilt als sicher. Die Mutter braucht sich nicht um das Ungeborene zu sorgen. Sie muss vielmehr darauf achten, ihr Asthma weiterhin unter Kontrolle zu halten, damit es zu keiner Exazerbation (plötzliche starke Verschlechterung) kommt, die dann ein Risiko für Mutter und Kind darstellt.“

Komplikationen durch Verschlechterung von Asthma

„Bei Exazerbationen während der Schwangerschaft kann es zu einem vermehrten Auftreten von angeborenen Fehlbildungen kommen. Und auch die Inzidenz zu vermehrten Komplikationen während der Schwangerschaft ist erhöht,“ sagt die Medizinerin.

Dazu zählen bei der Mutter beispielsweise:

• Blutungen

• Kaiserschnitt

• Schwangerschaftsdiabetes

• Präeklampsie

• mitunter lebensbedrohliche Veränderungen der Plazenta

Beim Ungeborenen reicht die Liste der möglichen Komplikation von geringem Geburtsgewicht und geringer Geburtsgröße über die Ausbildung einer Lippen-Gaumenspalte bis hin zum Tod des Ungeborenen. Auch das Risiko, dass sich beim Kind selbst Asthma entwickelt, ist durch Exazerbationen während der Schwangerschaft erhöht.

Medikation während Schwangerschaft

„Es gibt also viele gute Gründe, Asthma auch während der Schwangerschaft unter Kontrolle zu halten. Für Menschen mit schwerem Asthma gibt es seit einiger Zeit neue Therapieoptionen mit speziellen Antikörpern (Biologika). „Eine Biologika-Therapie während der Schwangerschaft kann aufgrund von fehlenden Daten nicht bzw. noch nicht uneingeschränkt empfohlen werden und sollte im Einzelfall nach genauer Aufklärung gemeinsam mit der Patientin entschieden werden.“

Erläuterung Therapie:

  • ICS – inhalative Kortikosteroide. Diese Kortisontherapie ist die Basistherapie zur Asthmakontrolle. Sie wirkt entzündungshemmend, lässt die Bronchialschleimhaut abschwellen, reduziert die Schleimsekretion, hemmt zusätzlich allergische Reaktionen und vermindert die Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) der Bronchien.
  • SABA ist eine Abkürzung für „short-acting beta2-agonist“. Damit sind Beta-2-Sympathomimetika mit kurzer Wirkdauer gemeint. SABAs werden zur Bedarfs-Therapie obstruktiver Ventilationsstörungen genutzt.
  • LABA ist eine Abkürzung für „long-acting beta2-agonist“. Damit sind Beta-2-Sympathomimetika mit langer Wirkdauer gemeint. SABA und LABA bewirken v.a. eine Erweiterung der Atemwege.

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