Näh deinen Traum!

Diese Aufforderung scheinen einem die Schnitte und Stücke von Ilka Matthiessen bzw. deren Label „erbsünde“ und „erbsündchen“ geradezu zuzurufen. Denn es gibt sie sowohl für (Klein)Kinder als auch Erwachsene und für eine klassische Größe 38 genau wie für Plus-Size-Größen – individuelle Traumstücke für alle also im wahrsten Sinne des Wortes.

Aber wie kam sie selbst zum Nähen? Was inspiriert sie? Und was ist es für ein Gefühl, wenn tausende Frauen seine eigenen Schnitte stolz in individuellen Ausführungen tragen? Das und mehr habe ich Ilka einfach gefragt und war sehr gespannt auf ihre Antworten…

 

  • Ilka, Du selbst nähst unglaublicherweise erst seit 2012 – wie hat sich das ergeben?

    “2012 habe ich meine dritte Tochter zur Welt gebracht. Ich hatte mir zwar Elternzeit genommen, konnte aber – als Workaholic – nicht so ganz stillhalten. Da ich neben dem Schreiben von Texten auch sehr gerne handwerklich tätig bin, habe ich schließlich die Nähmaschine meiner Schwiegermutter aus dem Keller geholt und angefangen zu nähen.”

  • Hattest Du von Anfang an geplant, auch selbst als Schnittmustererstellerin aktiv zu werden bzw. hast Du dir das gleich mal zugetraut?

    “Nein, ich wollte nur nähen, einfach etwas „machen“. Zunächst habe ich Kleidungsstücke für meine Jüngste angefertigt, mich Stück für Stück vorgearbeitet, gezeichnet, genäht und viel ausprobiert, bis alles perfekt saß. Die genähten Stücke kamen dann so gut an, dass ich aus dem Freundeskreis Anfragen für Auftragsarbeiten bekam. Also meldete ich ein Gewerbe an, um die Aufträge annehmen zu können.”

  • Anfangs hattest Du ja das Kindermodenlabel „Carlota Kiwi“, jetzt gibt es „erbsünde“ und „erbsündchen“ – möchtest Du kurz erläutern, was wofür steht?

    “Mit dem Kinderlabel Carlota Kiwi fing alles an. Als ich dann aber mein Angebot auch auf Erwachsenenschnitte erweitert habe, passte der Name nicht mehr – so entstand erbsünde. Der Name steht einfach nur für Menschlichkeit. Keiner ist perfekt, jeder macht Fehler und lebt dann damit – und wenn er es richtig macht, wächst er an seinen Erfahrungen.”

  • Und für Deine Modelabels hast Du alles ganz alleine gemacht? Also Schnitte gezeichnet, Stoffe ausgesucht, die ganzen Näharbeiten etc.? Nähst Du denn jetzt auch noch für Kunden bzw. nach Kundenwünschen?

    “Ein Teil meines Erfolges sind die Menschen um mich. Menschen, auf die ich mich verlassen kann und die ich im Gegenzug protegiere. Die Idee eines Schnittes, das Zeichnen, das Nähen des Prototyps etc. kommen von mir.

    Dann kommt mein Mann ins Spiel. Er ist Architekt und Grafiker und übernimmt die Digitalisierung der von mir vorgezeichneten Schnitte. Diese gehen dann an meine wundervollen Probenäherinnen, die in ihrer Freizeit für mich nähen, die all ihr Herzblut in meine Schnitte stecken. Die mich mit ihren Anregungen und Ideen bereichern, ihre Freizeit opfern – sie haben einen großen Anteil an meinem Erfolg.

    Vereinzelt nähe ich noch nach Wunsch, aber nur für eine Handvoll Kunden und für meine Familie – oder wenn mich jemand mit einer Anfrage besonders anspricht und ich die Zeit zum Nähen habe. Ansonsten nähe ich noch für andere ebook-Ersteller Probe, denn man muss sich ja gegenseitig unterstützen.”

  • Gibt es für Dich eine besondere Inspirationsquelle oder hast Du vielleicht sogar kleine Musen, für die Du Sachen entwirfst bzw. dank denen Du neue Ideen für Kleidungsstücke erhältst?

    “Meist suche ich selbst nach einem bestimmten Schnitt, der perfekt sitzt und in dem ich mich wohl fühle. Man hat als Frau oft ein paar Problemzonen und möchte den Bauch nicht immer einziehen müssen, um gut auszusehen. Ich gehe also nach meinen Wünschen, denen meiner Probenäherinnen, oder meine großen Töchter kommen auf mich zu. Sie sind mit ihren 15 und 13 Jahren sehr eigenwillig im Geschmack, da muss dann alles perfekt und genau nach ihren Vorstellungen sitzen. Sie sind meine Inspiration und meine wohl schärfsten Kritiker.”

  • Und was ist es für ein Gefühl, wenn tausende Frauen Schnitte aus dem Hause erbsünde stolz in eigenen Ausführungen tragen? Was ist deiner Meinung nach das besondere an Deinen Schnitten?

    “Ich bin jedes Mal wieder überwältigt und freue mich wahnsinnig, dass ich so viele Frauen mit meinen Schnitten überzeugen kann. Viel mehr freut mich aber, dass sich meine Kunden in meinen Schnitten schön finden. Das sie zu sich und ihrem Körper stehen. Ein enger Rock in Größe 52 – warum nicht? Wenn er gut sitzt und man sich wohl fühlt, ist man schön. Es kommt immer auf die Ausstrahlung an. Und genau das möchte ich vermitteln.

    Was meine Schnitte unterscheidet ist, dass ich zum einen nicht nur die Standardgrößen anbiete – ich möchte beweisen, dass man in jeder Konfektionsgröße phantastisch aussehen kann – wenn man sich so fühlt. Jede Frau sollte stolz auf ihren Körper sein. Es gibt kein zu dünn oder zu dick. Es gibt keine Normen. Der richtige Schnitt mit dem Wissen, dass eine Frau FRAU sein darf ist das, was ich mitteilen möchte.

    Hinzu kommt, dass jeder meiner Schnitte viele verschiedene Varianten enthält, man kann aus dem ebook Superbia zum Beispiel eine Bluse, eine Tunika oder ein Kleid nähen – mit langen oder kurzen Ärmeln oder auch ärmellos. Ich möchte, dass jeder wirklich kreativ wird und die Schnitte nach seinen Wünschen anpasst. Und schließlich beschreibe ich in meinen bebilderten Anleitungen jeden einzelnen Handgriff, so dass alle meine Schnitte auch von einem absoluten Anfänger genäht werden können. Selbst, wenn sie … oder er das erste Mal vor einer Nähmaschine sitzt.”

  • Hast Du selbst ein Lieblingsstück oder gibt es ein Teil bzw. einen Schnitt, das von Deinen Kundinnen besonders geliebt wird?

    “Ich persönlich mag meine Schnitte alle ganz furchtbar gerne. Ich habe angefangen zu zeichnen, weil ich möglichst einfache Schnitte kreieren wollte. Schnitte, die viel Raum für Kreativität lassen. Einen besonderen Lieblingsschnitt habe ich nicht, denn es sind ja alle meine Babies und ich finde jeden einzelnen toll.

    Besonders beliebt bei meinen Kundinnen ist aber die Superbia, die vor kurzem eine Erweiterung für lange Ärmel bekommen hat und damit als Tunika, Bluse oder Kleid sowohl für den Sommer, als auch für den Winter genäht werden kann. An zweiter Stelle auf der Beliebtheitsskala folgt die Gula – das Fledermauskleid oder –shirt. Ich gehe da einfach nur nach meinem eigenen Geschmack: es soll perfekt sitzen, leicht und schnell genäht werden können und genug Spielraum für die eigene Kreativität bieten.”

  • Mir gefällt ja besonders, dass Du weibliche Schnitte entwirfst und diese mit den verschiedensten Stoffen umgesetzt oft ganz unterschiedlich wirken und aussehen können. Was ist Dir persönlich bei Stoffen, die Du verarbeitest, wichtig?

    “Ich liebe es schlicht in Stoff und Farben. Ich mag bei Stoffen Grau, Dunkelblau und Schwarz, am liebsten uni, oder maximal gestreift oder gepunktet. Retromuster haben es mir allerdings auch sehr angetan, da darf es schon etwas wilder sein. Eine besondere Stoffvorliebe habe ich nicht – ganz gleich ob es sich um Jersey, Sweat, Strick, Wollwalk, Fleece oder Baumwolle handelt, ich liebe und vernähe alle Stoffe.”

  • Aktuell kann man Deine Kunstwerke und Schnittmuster online bestellen. Planst Du zukünftig, Dein Sortiment auch in Geschäften anzubieten bzw. ist ein eigener „erbsünde-Store“ ein Traum von Dir?

    “Ein Ladengeschäft wäre ein Traum von mir, weil ich einfach gerne Menschen treffe, um direkt mit ihnen zu kommunizieren. Ich könnte mir vorstellen in München einen Laden für Workshops, ausgewählte Stoffe und guten Kaffee zu eröffnen – einen Treffpunkt für alle, die gerne handarbeiten und sich austauschen, oder einfach nur einen Kaffee trinken möchten. Das würde mich wohl mehr als glücklich machen, ist aber noch in weiter Ferne.”

  • Welchen Rat hast Du für Frauen, die eine gute Idee bzw. den Wunsch haben, sich selbstständig zu machen?

    “Wenn man sich selbständig machen und seine Werke verkaufen möchte ist es sehr wichtig, wirklich gut und sauber nähen zu können. Das fertige Kleidungsstück muss perfekt sein. Weiterhin sollte man einen guten Namen für sein Label wählen. Und dieser muss unbedingt geschützt (als Marke angemeldet) werden. Die Konkurrenz ist nicht zu unterschätzen und wenn man sich mit seinem Namen – wenn auch nur über Facebook oder einen Blog – etabliert hat und dann eine Unterlassungsverfügung erhält, ist das doch recht frustrierend.

    Hinzu kommt, dass man sich unbedingt mit allen Vorschriften auseinander setzen sollte. Gewerbeanmeldung, Markenanmeldung eines Namens, CE-Vorschriften bei der Herstellung von Kuscheltieren und Spielwaren, Verpackungslizenzen, etc. Es ist ein wenig mühsam anfangs, aber wenn man es richtig macht, spart man sich viel Ärger. Denn wenn, möchte man es doch gleich richtig professionell machen.”

  • Du selbst bist Mama von drei Mädchen und kennst die Herausforderung, Familie und Job so zu vereinen, das keiner bzw. nichts zu kurz kommt. Welche Erfahrungen hast Du diesbezüglich gemacht und welche Ratschläge hast Du für Frauen, deren täglicher Begleiter ihr schlechtes Gewissen ist?

    “Mir hat einmal jemand gesagt: Eine Familie kann nur dann glücklich sein, wenn die Mutter glücklich ist – diese Meinung teile ich, auch wenn es sich in diesem Fall vermessen anhört, weil ich die Mutter bin. Es ist nur so: Das Ganze erfordert viel Organisation, viel Einsatz … und trotzdem ist das schlechte Gewissen vielleicht immer noch da. Aber eine Mutter, die ihre Wünsche mit den Bedürfnissen ihrer Familie koordiniert kann sicher sein, dass sie alles richtig macht. Es ist sehr anstrengend, aber sehr erfüllend und ist es nicht toll, wenn die Kinder und der Mann stolz auf einen sind? Kreativität darf auf keinen Fall unterdrückt werden.”

  • Würdest Du behaupten, dass es sich auszahlt, seine Träume zu verwirklichen, auch wenn es ohne Zweifel und meist anfangs oft anstrengend, zeitraubend und vielleicht sogar frustrierend ist?

    “Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten neun Jahre meines Lebens. Ja. Es zahlt sich aus, seine Wünsche und Träume zu verwirklichen – zumindest zu verfolgen. Teilweise kommt man an seine Grenzen, aber es macht einen unendlich stolz und beweist einem, was man alles erreichen kann. Ich denke niemand sollte seinen Herzenswunsch aufschieben, denn im Zweifel hat man nur dieses eine Leben. Das sollte man nutzen. Und sagen zu können, ich habe alles getan was ich mir gewünscht habe oder es zumindest ausprobiert oder versucht, ist doch das Wunderbarste überhaupt.”

Du möchtest dir selbst ein perfekt sitzendes Einzelstück nähen, suchst noch nach einem individuellen Geschenk zu Weihnachten, zur Geburt eines Babys oder einfach so? Dann stöbere doch mal durch Ilkas Angebot an Ebooks und Schnittmustern, Kleidungsstücken und Einzigartigkeiten, es ist bestimmt auch was für Dich dabei!

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Unser Interview hat Dich neugierig gemacht und Du würdest gerne einen von Ilkas Schnitten umsetzen? Dann schau auf ihre Seite und sag uns auf unserer facebook Seite, welchen Schnitt Du gerne nähen möchtest – vielleicht trägst Du schon bald stolz ein Erbsünde-Unikat spazieren!

 

Fotos: © Erbsünde

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  1. […] habe Euch ja hier schon Ilka und ihr Label „erbsünde“ vorgestellt. Das tolle an ihren eBooks ist, dass […]

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