Kurzsichtigkeit bei Kindern: Kids und Handy-Nutzung sind wohl in jeder Familie ein leidiges Thema. Smartphones, Tablets und PC gehören inzwischen zum Familienalltag dazu. Doch darunter leidet auch zunehmend die Gesundheit.

Kurzsichtigkeit bei Kindern

Die Zeit, die Kinder schon im Alter bis zu sechs Jahren am Bildschirm verbringen, ist im Steigen begriffen. Belegt ist in diesem Zusammenhang eine Tendenz zum Anstieg von Myopie (Kurzsichtigkeit), Haltungsschäden und Reizüberflutung. Darauf weisen ExpertInnen der Bundesinnung der Augen- und Kontaktlinsenoptiker und Optometristen hin. Das ganze Ausmaß einer zu langen Nutzungsdauer im Kleinkindalter ist überdies noch gar nicht vollständig abzusehen.

Mehr Bildschirmzeit

Laut einer Studie nutzen bereits knapp über 80 Prozent der der Drei- bis Sechs-Jährigen täglich das Internet. Vor zehn Jahren waren es nur halb so viele. Dabei liegen Tablets, Smartphones und internetfähige Fernseher als meistgenutzte Medien ganz vorn.

Kurzer Leseabstand – lange Bildschirmzeit

Das häufige Nahsehen beeinflusst das Längenwachstum der Augen. „Es begünstigt die Entwicklung von Myopie, also das übermäßige Augenwachstum und erhöht das Risiko von Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter, wie zum Beispiel Netzhautablösung und Makuladegeneration“, erläutert der Bundesinnungsmeister, Markus Gschweidl.

Volksleiden Kurzsichtigkeit

Weitere Ursachen zur Entstehung von Myopie können genetische Faktoren und zu wenig verbrachte Zeit im Freien sein. Die Myopieprävalenz bei deutschen Kindern liegt mit drei Jahren bei vier Prozent, mit zehn Jahren schon bei 9,8 und bei 16-Jährigen sogar bei 27 Prozent. Der Eintritt in die Schule dürfte dabei als Turbo funktionieren.

Was tun bei Myopie?

Wenn die Myopie einmal eingetreten ist, lässt sie sich nicht mehr ganz stoppen. Mit bestimmten Maßnahmen kann man das Fortschreiten jedoch eindämmen. Die Forschung in diesem Bereich entwickelt sich ständig weiter.

  • medizinisches Mittel: Atropin Augentropfen
  • optischen Maßnahmen: spezielle Kontaktlinsen und Brillengläser
  • worauf können Eltern achten: Aufenthalt im Freien von mindestens zwei Stunden am Tag bei Tageslicht
  • Pausen bei Naharbeit am Bildschirm einlegen und Blick in die Ferne richten

Der Bundesinnungsmeister rät zu regelmäßigen Seh-Checks bei den Augen- und Kontaktlinsenoptikern und zu medizinischen Kontrollen. Damit können bei einer beginnenden Myopie rechtzeitig geeignete Maßnahmen getroffen werden.

Verspannungen und Tinnitus

„Die Kinder, die zu mir in die Praxis kommen, werden immer jünger“, so Physiotherapeut Peter Weese. Die Beschwerden liegen in massiven Verspannungen der Nackenmuskeln, die oft zu Kopfschmerzen führen. Manchmal entstehen auch Tinnitus sowie Schwindel in Zusammenhang mit langem Bildschirmschauen und Nahsicht. Als Langzeitfolge können Probleme mit der Lendenwirbelsäule auftreten, warnt der Experte.

Praktische Übungen zur Prävention

Weese empfiehlt den Eltern praktische Umkehrübungen aus der modernen Physiotherapie, die sie mit ihren Kids auf spielerische Weise umsetzen können. Beispiele sind unter anderem:

  • alle Übungen, die in Überkopfhaltung ausgeführt werden (Handstände, Räder)
  • tägliche Aktivitäten in Hüftstreckung (Fangenspielen, Ballspielen)
  • Als Prophylaxe eignet sich Krafttraining (empfohlen ab 10 Jahren) und klassische Übungen wie Liegestütze, Plank, Seilziehen, Schubkarre oder Klimmzüge
  • Unbedingt zu vermeiden ist der Rundrücken beim Sitzen und zu lange Phasen in derselben Position.

Eltern als Vorbild

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Vorbildfunktion der Eltern. Überdies: Eine medienfreie Zeit tut auch den Großen gut. Durch eine bewusste Regulierung des Handy- und Tabletkonsums sowie ausreichend Aufenthalt im Freien bei Tageslicht und regelmäßige Kontrollen können möglichen Risiken hintangestellt werden.


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