Kinder-Schutz

11.500 strafbare Handlungen gegen Kinder werden in Österreich jährlich angezeigt – und was ist mit den nicht angezeigten?

Die kleine Maja erzählt ihren Freundinnen nicht viel, was zu Hause bei ihr passiert. Aber dann bemerken die Kinder im Turnunterricht, dass Maja beim Umkleiden zögert. Blaue Flecken kommen unter dem Shirt zum Vorschein … Die Kinder erzählen zu Hause, was sie gesehen haben – und ihre Eltern fragen sich, was tun?

Gewalt gegen Kinder hat sehr viele Ausprägungen, die nicht immer so deutlich wahrgenommen werden können wie die blauen Flecken von Maja. Mit jeder Tat geht auch eine seelische Verletzung einher, deren Folgen ebenso weitreichend sind, wie jene, die dem Körper des Kindes zugefügt werden. Der Schutz von Kindern, die einer Misshandlung ausgesetzt sind, ist daher ein sehr komplexes und sensibles Thema.

Bei Verdacht auf Kindesmisshandlung

Daher gibt es nun eine spezielle Kinderschutzgruppe im oberösterreichischen LKH Kirchdorf. Diese ist eine sichere Anlaufstelle – sowohl für das medizinische als auch für das pflegerische Personal, aber natürlich auch für Menschen, die in einem Fall von Verdacht auf Kindesmisshandlung Rat und Hilfe suchen.

„Die Kinderschutzgruppe des LKH Kirchdorf, bestehend aus einem Team aus Ärzt/-innen, klinischen Psycholog/-innen und einer Kinderkrankenschwester, wird immer dann aktiv, wenn ein Verdacht auf körperliche oder seelische Misshandlung, Vernachlässigung oder sexuellen Missbrauch eines Kindes besteht“, sagt Dr. Sophie Schütte-Weixlbaumer, Oberärztin an der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des LKH Kirchdorf.

Kommt es zu einem Verdacht auf Misshandlung, so melden die behandelnden Ärzt/-innen oder Pflegemitarbeiter/-innen das der Kinderschutzgruppe. Diese leitet dann die weitere Abklärung ein. Da jedes Kind und dessen Geschichte sowie die Form und Ausprägung der Gewalteinwirkung sehr verschieden sind, ist bei jedem Eingreifen durch die Expert/-innen der Kinderschutzgruppe ein individuelles Vorgehen von Nöten.

Bloss nicht wegsehen!

In vielen Fällen ist die Hemmschwelle, einen Verdacht auf Kindesmisshandlung zu melden, sehr groß. Die Angst vor unbegründeter Einmischung lässt viele Menschen lange schweigen. „Einen solchen Verdacht zu äußern ist natürlich immer eine unangenehme und oft auch heikle Angelegenheit“, weiß die Expertin, „dennoch ist es zum Wohl eines jeden Kindes ganz ganz wichtig, nicht weg zu sehen und sich Rat und Information zu holen.“

 

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