Auszeit im Bäderdreieck: Gut erreichbar soll unser Reiseziel sein. Es soll kulturell und kulinarisch etwas bieten. Ausflüge wollen wir auch machen … und regenerieren. Nach einigem Überlegen entscheiden wir uns für West-Böhmen in Tschechien. Unsere erste Station: das traumhafte Karlsbad.

Auszeit im Bäderdreieck: Wo die Vergangenheit erwacht

Eine angenehme Fahrt großteils über die Auto-Bahn, dann über die Bundesstraße, ein paar Kurven – und wir staunen. Das werden wir in diesem Urlaub übrigens noch einige Male 😉 ! Vor uns blühende Bäume, dahinter erhebt sich in der Ferne wie ein kleines Märchen-Schloß unser Hotel. Unser erster Eindruck von Karlsbad (auf Tschechisch Karlovy Vary), Beginn unserer Auszeit im Bäderdreieck Tschechiens, ist perfekt.

Schon die Lage des Kurortes ist einfach zauberhaft: inmitten des Kaiser-Waldes, wo der Fluss Teplá in die Eger mündet. Hier soll Kaiser Karl IV. schon im 14. Jahrhundert die Stadt gegründet haben – die bis heute seinen Namen trägt: Karlsbad. Die meisten Bauwerke sind aber aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sie haben der Zeit getrotzt und geben der Stadt ihr besonderes Flair. Ein Haus prächtiger als das andere, ist ein ganzer Stadtteil dem Kurbetrieb gewidmet. Seit 2021 ist Karlsbad wie auch die nahe gelegenen Kurorte Marienbad und Franzensbad (alle drei gemeinsam bezeichnet man als “Bäderdreieck”) UNESCO Weltkultur-Erbe – wir verstehen sehr gut, warum …

Historische Kolonnaden und zeitgemäße Anwendungen

Wir starten unseren Rundgang durch Karlsbad direkt im Kurbezirk. Jetzt heißt es: An einem der zahlreichen Kioske Schnabeltassen kaufen, damit wir das kostbare Wasser auch kosten können. Natürlich sollte man auf eigene Faust keine Trinkkur machen – dafür ist es sinnvoll, sich von Ärztinnen beraten zu lassen. In Karlsbad werden bei Kuren die Thermalquellen, natürliche Gasquellen eingesetzt. Das in Form von Trinkkuren, Bädern, Inhalationen wie auch Spülungen.

Welche Krankheiten und Beschwerden werden während einer Auszeit im Bäderdreieck behandelt? Das sind unzählige – aber Achtung, in jedem Kurort stehen andere im Mittelpunkt. In Karlsbad vor allem: Erkrankungen des Verdauungs-Apparates, des Stütz- und Bewegungsapparates, des Atmungs- und Kreislaufsystems, indologische Erkrankungen, Paradentose, aber auch Stress und aktuell Folgen von Covid19 und vieles mehr.

In Karlsbad dreht sich alles ums Wasser

Mit Maß und Ziel vom Wasser zu probieren, das ist kein Problem. Ich entscheide mich für eine Schnabeltasse mit zartem Muster (die wird auch auf meinem Küchen-Regal hübsch aussehen 😉 ) und es kann losgehen … Unser Ziel: die Kurkolonnaden. Sie wurden erbaut, damit Kurgäste – wie auch heute – darin “wandeln” konnten. Denn Teil der Kur ist die Bewegung. Das heißt, man spaziert zur Quelle, trinkt das Wasser auf nüchternen Magen etwa 20 Minuten vor dem Essen und geht dann zu Tisch.

Ein wenig gewöhnungsbedürftig schmeckt das Wasser schon, aber auf jeden Fall gesund, finden wir. Ehrlich gesagt, die prunkvolle Umgebung und die berühmte Mühlbrunnkolonnade (1878 von Zitzak erbaut), eine leichte Eisenkolonnade von 1879, die Marktkolonnaden und das Kaiserbad von 1895 sagen mir mehr zu als das sprudelnde Naß. Aber es ist eben immer alles Geschmacks-Sache. Das gilt auch für die neueste, ganz moderne Sprudelkolonnade – sie beherbergt die heißeste Quelle Karlsbads: den “Sprudel” mit seinen 72 Grad Celsius. 

Historische Fassaden und lebendiges Flair

So geschichtsträchtig Karlsbad ist – langweilig wird es hier nicht so schnell. Der Kurbereich ist zu einem großen Teil mit großzügigen Esplanaden gestaltet, sodass auch Kinder sowie Menschen mit Behinderungen im Ort gut vorankommen. Frühjahr und Herbst sind was die Menschen-Mengen betrifft natürlich für einen Besuch geeignet, aber in der warmen Jahreszeit genießen BesucherInnen auch die zahlreichen Gastgärten und Cafés. Und im Winter strahlt die Landschaft mitunter in weißem Kleid – also ihr seht, Karlsbad ist im Grunde immer einen Besuch wert.

Was hat Karlsbad außer Wellness noch zu bieten?

  • In jedem Fall die typisch böhmische Kulinarik mit ihren schmackhaften Fleischgerichten und sogar einer eigenen Knödel-Art, den Karlsbader Knödeln (eine Variante der Semmel-Knödel). Die Region ist aber auch für ihre Oblaten berühmt. Ich kann sie euch nur empfehlen, ganz besonders frisch aus dem Waffeleisen eines der zahlreichen Oblaten-Shops über die Straße.
  • Das Stadtmuseum mit interessanten Details zur Regionalgeschichte.
  • Die Moser Glasmanufaktur, wo BesucherInnen allerlei über die Geschichte der 1857 von Ludwig Moser gegründeten Glashütte und Produktion erfahren.
  • Das Jan Becher Becherovka Museum, in dem sich alles um den berühmten Kräuterlikör und seine Geschichte dreht. Am Ende der Führung gibt es verschiedene Becherovka-Variationen zum Probieren.
  • Das Weihnachtshaus versetzt BesucherInnen rund ums Jahr in Weihnachts-Stimmung und die ausgestellten Teddybären können die Herzen von Groß und Klein entzücken.

Ausflug mit Aussicht: per Standseilbahn zur Dianawarte

Wir wollen auf jeden Fall einen Blick von oben auf Karlsbad machen – also flanieren weiter die Häuser-Zeilen am Fluss-Ufer entlang, bis zum weit über die Grenzen des ehemaligen Sudetenlandes (bis 1945 war Karlsbad überwiegend von Deutschen besiedelt) bekannten Grandhotel Pupp – gleich hinter dem imposanten Gebäude, ein paar Stufen hinauf, kommen wir zur Standseilbahn zur Dianawarte.

Speziell für die Kids ist die gemütliche Fahrt den Berg hinauf ein Erlebnis. Kaum ausgestiegen, erklimmen wir schon den Aussichtsturm und genießen den herrlichen Rundblick. Unter uns Karlsbad, weit in der Ferne das Erzgebirge. Wir sind im Herzen Böhmens, einst Teil der österreichischen Monarchie, heute ein Highlight der mitteleuropäischen Kultur- und Tourismus-Orte.

Ebenfalls einen Besuch wert: der Minizoo und der tropische Garten im Freizeitareal Diana.

Entspannung im Hotel Imperial

Müde, aber glücklich beenden wir unseren Tag im Kurzentrum von Karlsbad. Per Seilbahn geht es zurück zum Hotel Imperial. Eine Auszeit auf dem Balkon lässt uns zur Ruhe kommen – mit Blick auf den Kaiserwald, die Dianawarte in der Ferne und den Hotel-Park mit seiner Gestaltung, die Prinzen und Prinzessinnen würdig ist, in der Nähe. Auch der Bar- und Lounge-Bereich des Hotels ist ausgesprochen großzügig und lädt ein zu einer Spiele-Runde oder um den Tag Revue passieren zu lassen.

Das Mikroklima Karlsbad lässt uns aufatmen, bevor wir uns in die bereit gelegten Bademäntel hüllen und uns auf den Weg ins Hotel-Spa machen. Schließlich wartet hier, zumindest für Mami 😉 , ein “Perl-Bad” – pure Entspannung vom Stress des Alltags. So soll Urlaub sein!

Lust auf “mehr Tschechien”? Dann lest hier über Radfahren mit Familie in Tschechien.

FOTOS Marion Breiter; Aufmacher: Shutterstock / DaLiu