Lust auf Tracht?

Es gibt Kleider, die sieht man und vergisst sie nie wieder – die Dirndlkleider von Gabriela Urabl sind genau solche Kopfverdreher! 

dirndlherz gabyGanz ehrlich, zumindest EIN Dirndl muss Frau besitzen, oder?! 😀 In den letzten Jahren wurden Dirndlkleider wieder total gehypt (by the way nicht nur in Österreich!) und zählen aktuell definitiv nicht nur auf Kirtagen oder ländlichen Hochzeiten zu den absoluten Hinguckern. Ohne Zweifel: Tracht ist Trend. Doch wofür stehen Tracht und traditionelle Kleidung in unserer schnelllebigen Welt und welches Lebensgefühl vermitteln Dirndlkleider? Was begeistert speziell die junge Generation daran? Diese Fragen und noch mehr haben wir der charmanten österreichischen Designerin Gabriela Urabl, die mit ihrem Label Dirndlherz® seit 2010 neue Dirndl-Trends setzt und nach Lust, Laune und Mode Stile, Stoffe und Themen mit viel Charme und Witz kombiniert, gestellt.

  • Frau Urabl, wie war Ihre erste Begnung mit einem Dirndl?

    Als Kind habe ich schon mit drei Jahren mein erstes Dirndl von meiner Großmutter geschenkt bekommen. Danach jedoch trug ich bis zu meinem 20. Lebensjahr keins mehr! Und als ich begann, alten Dirndlkleidern bzw. Vintage-Dirndl neues Leben einzuhauchen, war ich so ca. 28 Jahre. Durch lustige Knöpfe, Borten und Spitzen wurden aus langweiligen Dirndl meine ersten Designer-Dirndl. Zuerst trug ich sie selbst, doch es dauerte nicht lange, bis mich viele Leute fragten, woher ich denn diese witzigen Dirndl hätte – das war der Beginn von Dirndlherz®! Da ich auch viel nach München fuhr, weil mir „Minga“ immer schon gefallen hat und ich die MünchnerInnen als sehr lustig und frech empfand, verkaufte ich meine ersten „verbrämten“ Dirndl in der süddeutschen Metropole. Die Oktoberfest-BesucherInnen, aber auch deutsche Promis rissen mir die Dirndln aus der Hand und so mancher Schlagerstar geht heute noch in einem Dirndlherz®-Dirndl zur Wiesn!

  • Für alle, die Ihr Label noch nicht kennen - wie war Ihr Werdegang?

    Ich bin gebürtige Klagenfurterin und ging im Alter von 16 Jahren nach Graz, auf die HTBL für Bildnerische Gestaltung, Fachsparte Grafikdesign und machte danach noch ein Jahr Modeklasse. Dann zog ich nach Berlin, wo ich in einer renommierten Werbeagentur einen Job als Artdirector erhielt, folgte jedoch ein Jahr später dem Ruf der Heimat nach Wien, wo ich als Creativdirector so manches Magazin bzw. Verlagsprodukt aufbaute, bis ich mich endlich selbstständig machte. Mit einem Atelier mitten im 7. Wiener Gemeindebezirk und drei männlichen Grafikdesignern gewann ich viele Pitchs und war sehr erfolgreich als kleines, aber feines Grafikstudio. Mode aber „verfolgt“ mich bereits von Kindesbeinen an, denn meine Mutter stammt aus einem Weberei- und Spinnereibetrieb und nähte meiner Schwester und mir immer sehr aktuelle und modische Teile. Von daher ist mir Mode sozusagen „in die Wiege gelegt“ worden. Besonders das Spielen von Stoffen mit Spitzen, Borten und allerlei „Bandlkram“ ist mir immer lieb gewesen und meine erste Barbie-Puppe wurde selbstverständlich auch mit einem Dirndl von mir ausgestattet … Mode war also in meinem Leben immer schon Thema und verbunden mit Grafikdesign passte das hervorragend, um die Dirndlwelt aufzumischen (lacht)!

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  • Stichwort Dirndlkreationen: Was kann man sich unter einem Dirndlherz®-Dirndl vorstellen?

    Ich entwerfe KEINE klassischen Dirndl, sondern kreiere einen neuen Stil, den ich „Dirndl-Pop“ nenne. Ob es Andy Warhol-Motive, Pop Art-Comics a la Roy Lichtenstein oder illustrierte kleine Chihuahuas auf zuckerlosa Grund sind – bei mir wird jeder extravagante Stoff zum Dirndl! So schräg kann das Stoffdessin gar nicht sein (lacht). Teilweise entwerfe ich die Stoffe selbst und lasse per Digitaldruck auf hochwertige Baumwollstoffe drucken. Genäht werden die Kleider übrigens in kleinen Werkstätten innerhalb der EU.

  • Viele Ihrer Dirndl sind verspielt, frech, und knallbunt - gibt es für eine „Dirndlrockerin“ wie Sie trotzdem „No Go´s“ bei einem Dirndl?

    Diese Mini-Dirndl aus Polyethylenacetatchloryl und Kunstseidenorganza, die in Millionenauflage in China oder Indien produziert werden und in Flammen aufgehen, wenn nur ein Raucher in der Nähe steht – das sind für mich sogenannte „Billigdorfer-Dirndl“ mit einem gewissen Porno-Charakter. Wenn dessen Trägerin dann noch blond gefärbte Zöpfe und pinkfarbenen Lipgloss trägt, ihren operierten Busen in eine zu klein geschnittene Dirndlbluse quetscht und sich mit unnatürlich manikürten Nägeln an einem Maßkrug festkrallt – dann, spätestens dann ist das ein „No Go“! (lacht) Überhaupt sollte ein Dirndl nicht als Verkleidung missbraucht werden. Es ist die selbstbewusste Trägerin, die in einem Dirndl gute Figur macht und auch zu schrägen Stoffdessins einfach steht. Meine Dirndl sind echte „Hingucker“ und daher tatsächlich Kommunikationsmittel!

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  • Können Sie sich erklären, warum Dirndlkleider aktuell wieder so gehypt werden, selbst in Modemagazinen bejubelt und von (inter)nationalen Stars heiß geliebt werden?

    Ich habe vor knapp sechs Jahren mit meinen außergewöhnlichen Dirndlherz®-Dirndl begonnen, da war höchstens München die Hofburg in puncto Dirndl, denn in Bayern ging und geht man ja auch im Dirndl ins Büro. Nachdem ich beobachtete, dass hierzulande zB die Firma Almdudler den gleichnamigen Ball ins Leben gerufen hatte, zu dem tausende Städter pilgerten, um ihre frechen Lederhosn und Dirndln zu zeigen, habe ich einen Trend erkannt. Dann ging es Schlag auf Schlag: Musiklabels unterlegten Volksmusik mit Rap & Beats, lustige Bands wie zB voXXclub oder Matakustix entstanden und Künstler wie Volksrock’n’roller Andreas Gabalier erleben ihre Hochblüte. Urlaub am Bauernhof ist plötzlich wieder angesagt und das Thema „Zurück zur Natur“ schlägt sich im Einrichtungsstil wie auch in der Gastronomie nieder, in Wien etwa eröffnen Lokale namens „Bergstation Tirol“ oder „Bettelalm“. Man isst wieder regionale und saisonale Spezialitäten, geht gerne Wandern und so weiter – Das alles lässt erkennen, dass Menschen (in der Stadt) ein Landleben führen wollen. Dass es wieder hip ist, selbst Kuchen zu backen, anstatt ihn in der benachbarten Konditorei zu bestellen und ein selbstgestricktes Weihnachtsgeschenk besser ankommt als das xte Smartphone. Man ist stolz auf seine Heimat und sehnt sich nach Zusammengehörigkeit. Und das Dirndl bzw. die Tracht fungiert als eine Art Codierung: Im Wesentlichen sieht man sich ähnlich, auch wenn Dirndl unterschiedlicher nicht sein können.

  • Was sind denn die „Dirndltrends“ 2016?

    2016 ist ein Dirndltrend erkennbar, der wieder sehr romantisch ausfällt. Zarte, pastellige Farben kommen wie junge Wiesenblüten zur Geltung und die Rocklänge darf wieder länger getragen werden.

  • Worauf achten Sie, wenn Sie Ihre Kollektionen anfertigen lassen?

    Auf äußerste Qualität in der Verarbeitung. Ich bin sehr detailverliebt, weshalb natürlich die Muster vorne schön zusammenpassen müssen. Zudem bin ich bemüht, schrille, aber stets harmonische Muster- und Farbkombinationen zu finden.

  • Gibt es Tipps, worauf man bei Schnitt, Farbe und Länge achten sollte?

    Die Dirndlrocklänge sollte auf keinen Fall Mini sein – das Knie sollte immer bedeckt sein. Einer zarten Dame, die wenig Busen und eine schmale Taille hat, empfehle ich gerne Petticoats, das sind in verschiedenen weichen Lagen Tüll-Unterröcke, die den Dirndlrock besser schwingen lassen. Einer Dame mit strengem Gesichtsausdruck und Haarschnitt rate ich keinesfalls zu einem hochgeschlossenen Dirndl à la Bürgerkleid, da sie damit gouvernantenhaft wirken würde. Da sieht ein Miederausschnitt mit leichtem Stehkragen gleich besser aus! Auch sogenannte „Froschgoscherln“ um die Miederausschnittnaht wirken sehr apart, besonders, wenn sie im gleichen Stoff wie zB die Schürze verarbeitet werden.

  • Welche Accessoires empfehlen Sie zu einem Dirndl und was kombiniert man dazu?

    Bei einer Steckfrisur bzw. einer Frisur mit angeflochtenen Zöpfchen am Kopf sehen längere Ohrringe immer sehr nett aus. Zum Beispiel hat sich eine Kundin ein Eulen-Dirndl gewünscht und ich habe entzückende Eulen-Ohrstecker dazu gefunden – perfekt! Um den Hals empfehle ich gerne üppige Colliers, die keinen trachtigen Charakter aufweisen, sondern eher mit vielen bunten Glasperlen und frischen Farben punkten. Aber Achtung: Entweder Ohrgehänge oder Collier, beides in Kombination wirkt meistens ein wenig überladen. Süß sind auch Blüten-Haarkränze oder Haarreifen mit schönen, farbenfrohen Stoffblüten. Unter´s Dirndl gehört natürlich eine fesche Dirndlbluse, weiß oder farbig. Manche Damen ziehen auch ein schlichtes Kurzarm-T-Shirt darunter an, oder eine folkloristische bestickte Bluse –  je nach Anlass. Und unter dem Dirndlrock – wie schon erwähnt – einen wuscheligen Petticoat in einer tollen Farbe, die zum Dirndl passt. Am Oberschenkel kann man auch ein kesses Strumpfband tragen, das sieht sexy aus … Ach, es gibt unzählige Accessoires (lacht)!

  • Viele denken bestimmt, dass maßgeschneiderte Dirndlkleider unleistbar sind - wo bewegt man sich bei einem Dirndlherz®-Kleid preislich?

    Die Preise meiner handgefertigten Dirndl inklusive Schürze bewegen sich zwischen 220,– und knapp 400,– Euro – je nach Material und Verarbeitungsaufwand. Es gibt übrigens ausschließlich Einzelstücke, also Unikate oder Kleinserien (max. 5 Größen von einem Stoffdessin). Abend- oder Ball-Dirndl liegen bei ca. 450,– bis 750,–Euro inkl. Schürze.

  • Immer mehr Trachten-Outlets und Onlineshops locken mit günstigen Preisen und "All Inclusive Angeboten". Abgesehen von fehlender Fachberatung kann man hier wahrscheinlich auch qualitativ nicht viel erwarten, oder?

    Wie schon eingangs erwähnt, kommen die meisten Billig-Produkte am Sektor Dirndl aus Indien, Pakistan oder China – von Qualität kann man da nicht sprechen.

  • In Ihrem Dirndlherz®-Atelier hingegen können sich Kundinnen den Traum vom maßgeschneiderten Dirndl erfüllen. Wie läuft eine Beratung bei Ihnen ab?

    Wie gesagt, ich fertige in Kleinserien und Einzelstücken und habe meist vorgefertigte Dirndl in den gängigen Konfektionsgrößen (Gr. 32 bis Gr. 40). Meistens zieht sich die Kundin schon ein Dirndl-Modell von der Kleiderstange, das ihr vom Stoffdessin her zusagt. Und lustigerweise ist es tatsächlich bei 97% meiner Kundinnen so, dass das Modell gekauft wird, welches als erstes probiert wurde. Beratung und Service wird bei Dirndlherz® groß geschrieben und das schätzen meine Kundinnen sehr.
    Auch Themen-Dirndl sind ein großes Thema! So suche ich beispielsweise für gewisse Veranstaltungen oder Events Stoffmuster und Farben, die Kundinnen gefallen, zu Gesichte stehen und ihnen schmeicheln. Manchmal gibt es auch Vorgaben und ich suche so lange nach einem geeigneten Stoff, bis ich ihn finde. Meistens habe ich dann sogar mehrere Stoffmuster eines Themas, was pure Glücksgefühle bei meinen Kundinnen auslöst – beispielsweise weil eine Golden Retriever-Besitzerin nie zu träumen gewagt hätte, dass ich überhaupt Stoffe mit Konterfei ihres Lieblings finde und aus ihrem persönlichen Lieblingsdessin dann ihr Dirndl geschneidert wird. Unlängst habe ich ein elfenbeinfarbenes Braut-Dirndl entwerfen dürfen, das wirklich traumhaft aussah. Die Kundin war damit so glücklich, dass sie bei der Abholung vor lauter Freude und Dankbarkeit weinte – Begebenheiten wie diese freuen und ehren mich sehr. Dirndlherz® steht aber übrigens schon länger nicht mehr „nur“ für Dirndl. Die Frühjahres/Sommererkollektion ergänzen raffinierte Kleider, Blusen und Blazer das Repertoire. Man darf also gespannt sein und bleiben …

Na, habt Ihr jetzt auch Lust auf ein maßgefertigtes Dirndkleid, verrückt, verspielt oder klassisch?!
Dann müsst Ihr unbedingt bei Gabriela vorbeischauen:

www.dirndlherz.at
facebook-Fanpage

Dirndlherz® Showroom
Lerchenfelder Straße 50, 1080 Wien
Öffnungszeiten nach Terminvereinbarung unter 0676/313 15 53
Mail: office@dirndlherz.at

 

Fotocredits:
Fotos Banner quer (mit Christa Kummer): ©Paul Kolp
Foto Gabriela: ©Katharina Schiffl
Fotos Banner: ©Dominik Trat
Fotos “Models mit Tulpen”: ©Gerhard Haan
Foto “Paris Dirndl”: ©Günther Kubiza
Foto “Kaffeehaus Dirndl”: © Foto Atelier Bubu Dujmic

4 Kommentare
  1. Anna
    Anna sagte:

    Ganz ehrlich? Bis vor ein paar Minuten konnte ich mit Tracht wenig anfangen, ich hab den Artikel aus Interesse gelesen, weil eine Freundin trachtig heiratet. Aber jetzt will ich so ein Pop-Dirndl!!!

    Antworten
  2. Nanni
    Nanni sagte:

    Besonders gefällt mir, dass es für jeden Typ und jeden Geschmack Kleider gibt – ich war auf der Dirndlherz Seite und Frau Urabl hat auch schlichte Designs – ich aber spare jetzt definitiv auf ein Pop-Dirndl, KRACHER!!! Danke für die außergewöhnliche Vorstellung bzw. das Interview, hat Spaß gemacht, es zu lesen!
    Viele Grüße
    Nanni

    Antworten

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