Nachhaltig essen:

Die Milch kommt nicht von lila Kühen! Wie man Kindern Wissen rund um die nachhaltige Ernährung vermittelt und einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln vorlebt: Nachhaltig essen mit der Familie!

Mag. Julia Geißler-Katzmann, Ernährungswissenschafterin und Kinesiologin, im Gespräch mit familienschatz.at über nachhaltig essen mit der Familie.

  • Häufig fehlt es an Respekt vor Lebensmitteln, sie werden zerpflückt, weggeworfen, nicht geschätzt. Wie kann man Kindern bewusste Ernährung nahe bringen?

    c pixabay.com raspberries-215858_1280Um Kindern den Respekt vor Lebensmitteln oder auch gegenüber Menschen beizubringen, ist es immer notwendig, sein eigenes Verhalten unter die Lupe zu nehmen. Gehe ich achtsam mit Lebensmitteln um oder werfe ich regelmäßig Speisen in den Müll? Es geht immer um den achtsamen Umgang, egal ob mit Menschen oder Lebensmitteln. Wenn das Obst liebevoll in einer schönen Schale drapiert wird, verlockt es auch eher zum Zugreifen als in einer noch plastikverpackten Tasse. Am Wochenende kann der Tisch schön dekoriert oder die Suppe im Teller besonders angerichtet werden, all dies vermittelt Kindern schon einen respektvollen Umgang. Es gibt viele Wege das Thema Nahrungsaufnahme liebevoll zu gestalten.

  • Kleine und Große werden heute zu Gärtnern, das liegt im Trend …

    Ja, und das hat einen sehr hohen Stellenwert. Dabei geht es um gelebte Ernährungs- und Umweltbildung. Zum Glück haben Eltern in der Stadt durch zahlreiche Projekte, wie Selbsternteprojekte oder Gemeinschaftsgärten, auch die Möglichkeit, ihren Kindern spielerisch altes Wissen weiterzugeben.

    Was gibt es Schöneres als die Erkenntnis, dass aus einem gepflanzten Samen, bei entsprechender Wasser- und Lichtversorgung, Keimblätter sprießen und bald schon Früchte oder krautige Blätter entstehen, die man ernten und schmecken kann.

    Da sind wir Eltern dazu aufgerufen, dieses traditionelle Wissen über das Anpflanzen und Ernten weiterzugeben oder es uns – wenn wir es selbst nicht mehr haben – in zahlreich angebotenen Kursen anzueignen. Aber nicht nur für die Kleinsten macht Gärtnern großen Sinn. Die Arbeit mit den Händen erdet und Unkraut jäten hat auch etwas Meditatives. So gibt es Projekte mit Jugendlichen, die durch das Gärtnern wieder mehr zu sich selbst kommen und sich wieder spüren lernen.

  • „Nachhaltig einkaufen“ wird oft gefordert und ist ja auch die Basis für nachhaltig essen – aber wie macht man es wirklich?

    Nachhaltige Ernährung beginnt spätestens beim Einkauf. Es gibt ein paar Schritte, die man beachten sollte. Hat man die einmal intus, ist es einfach. Der erste ist, auf die Saison zu achten, dies setzt das Wissen um saisonale Produkte voraus.

    Doch wie immer ist Vorsicht geboten und genaues Lesen erforderlich. So sind z.B. aktuelle Wintergemüse wie beispielsweise Kohlsprossen im Supermarkt ebenso aus Holland erhältlich wie heimische, was wiederum lange Transportwege und Luftverschmutzung, sowie Lärmbelästigung durch die Anlieferung per LKW oder Flugzeug nach sich zieht.

    Öfter zu Bioprodukten zu greifen, gerade bei Milch- und Fleischprodukten, hat ein enormes Energieeinsparpotential. Gerade beim Milchproduktsortiment belaufen sich die Preisunterschiede zum konventionellen Produkt auf durchschnittlich 10 – 20 Cent, sind also eher gering.

    Beim Eierkauf gilt grünes Licht für Eier aus biologischer oder Freilandhaltung. Als Zwischenmahlzeit bietet sich saisonales Obst an.

  • Rund um den Genuss von Fischen hört man viel Widersprüchliches. Was ist Ihre Meinung dazu?

    Für den Fischverzehr ist heimischer Fisch wie Forelle, Saibling oder Karpfen dem Meeresfisch vorzuziehen. Aus ökologischen Gründen kann ich keine Empfehlung für diesen aussprechen.

    Wer gar nicht darauf verzichten will, wählt Meeresfisch mit dem Biogütesiegel. Die hochwertigen Fettsäuren finden sich jedoch ebenso in vielen heimischen Pflanzenölen, wie Lein-, Distel- oder Rapsöl – auch hier gilt es, möglichst aus biologischer Produktion zu kaufen.

    Nicht nur im Salat schmeckt das Öl, sondern auch bereits angerichtete Suppen oder Müslis können damit angereichert und verfeinert werden. Folgende Grundregel sollte beachtet werden: hochwertige Öle nicht zum Braten oder Kochen verwenden.

  • Manche Kinder glauben heute, die Milch kommt von lila Kühen. Was ist da passiert?

    c pixabay.com baby-84686_1280Durch die wachsende Industrialisierung ist die Selbstverständlichkeit des Wissens um die Herkunft unserer Lebensmittel verloren gegangen. Immer größer werdende Betriebe produzieren immer speziellere Produkte. Für Kinder ist es nicht immer selbstverständlich, dass das Ei von der Henne gelegt wird oder dass die Butter aus der Milch gewonnen und diese von der Kuh stammt.

    Die Produktion von Nahrungsmitteln passiert zum Hauptteil hinter verschlossenen Türen. Da unser Alltag meist sehr schnelllebig ist, wird immer öfter zu Fertigprodukten gegriffen, deren ursprüngliche Herkunft gar nicht mehr ersichtlich ist. Dadurch wissen wir auch nicht mehr, wie viele Schritte und Energieinput überhaupt notwendig sind, um etwas zu produzieren.

    Darüber hinaus enthalten hochverarbeitete Produkte viel zu viel Zucker, Fett und Salz, die sich hinter Begriffen verstecken, die für den Laien nur schwer zu entschlüsseln sind. Nicht umsonst ist in Österreich beinahe jedes 4. Kind zwischen sieben und vierzehn Jahren übergewichtig. Auch hier gilt es, Bewusstsein zu schaffen.

Zur Person

Julia Geißler-KatzmannMag. Julia Geißler-Katzmann
freiberufliche Ernährungswissenschafterin und Kinesiologin

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Die besten Tipps zur nachhaltigen Ernährung

  • Obst schön auf einem Teller anrichten. Wer mag, legt Muster oder zaubert Tiere aus Obststücken, die zum Naschen verleiten.
  • Ein paar Pflanzen am Fensterbrett zeigen, wie die Natur wächst und gedeiht. Unkompliziert sind zum Beispiel Kräuter – selbst Gepflanztes schmeckt einfach besser. (Über den Smart Garden Click & Grow von Emsa berichten wir Euch hier KLICK)
  • Je mehr Schritte wir in der Verarbeitungskette wieder selbst übernehmen, wie z.B. den Anbau von eigenen Kräutern oder Gemüsen oder aber auch das Waschen, Schälen, Schneiden und Verkochen, desto höher wird die Wertschätzung gegenüber der zubereiteten Speise.
  • Wenn der Kürbis selbst vom Samen bis zur Frucht herangezogen wurde und wir ihn verarbeitet haben, fällt es viel schwerer, die verbliebenen Speisereste wegzuwerfen als bei einem Fertigprodukt. Es geht also um den Bezug zum Essen.
  • Durch Saisonkalender behält man den Überblick, was hierzulande gerade wächst und kann den Einkauf darauf abstimmen.
  • Es muss nicht jeden Tag Fleisch auf den Teller. Auch Hülsenfrüchte und Nahrungsmittel-Kombinationen, wie Kartoffel mit Ei oder Mais mit roten Bohnen, liefern unseren Kindern hochwertiges Eiweiß. Wenn Fleisch auf den Teller kommt, zählt Qualität vor Quantität.

Fotos: © pixabay.com

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  1. […] dreht sich alles um die nachhaltige Ernährung. Denn die Agentur-Chefin von C&C agency und Gründerin von Celia’s, Cornelia […]

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