Kinderunfälle: Sichere und coole Produkte

Damit Kinderunfälle nicht schlimm ausgehen – Worauf sollen wir achten?

In Österreich sterben jährlich rund 20 Kinder an den Folgen eines Unfalls. Ein Fokusreport hat sich daher mit der Frage befasst, wie Produktsicherheit schwere und tödliche Kinderunfälle vermeiden hilft –und was Eltern tun können, um ihr Kind zu schützen.

Ohne Helm

Kinderunfälle vermeiden: Der Helm gehört mittlerweile zur Standardausrüstung auf der Piste.

Unfallverzeihendes Design

„Unsere Analysen zeigen klar auf, wo und wie die Schwerpunkte in der Unfallvermeidung zu gestalten sind“ erklären Dr. Peter Spitzer und Univ.-Prof. Dr. Holger Till vom Grazer Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE. Worauf es nämlich ankommt sind: „Unfallverzeihendes“ Design, Kombi-Angebote und Coolness-Faktor.

Bei den Jüngsten sind naturgemäß die Erwachsenen für ein entsprechend sicheres Umfeld zuständig. Vor allem die Produkte die zu Hause verwendet werden benötigen ein „unfallverzeihendes“ Design. Denn nur so kann beispielsweise ein Sturz gegen eine Tischkante mit einer kleinen Beule statt mit einer Platzwunde enden“, so Spitzer.

Dr. Spitzer:

Dr. Spitzer: Erwachsene sind für sicheres Umfeld zuständig.

Sicherheit ist cool

Gerade Anbieter im Sportbereich können zusätzlich durch Kombi-Angebote viel zur Produktsicherheit beitragen, wie wir etwa bei Gartentrampolinen sehen können. Gab es zunächst kaum Trampoline samt Netz zu kaufen, so findet man heute fast nur noch solche Sets. Durch ein gutes Sportmarketing wird Sport nur mit Schutzausrüstung auch richtig „cool“.

Diese Problematik kennt Till als Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz nur zu gut: „Das beste Beispiel ist wohl der Ski-Helm, der mittlerweile einfach dazu gehört, während der Rad-Helm v.a. von älteren Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen immer noch gerne weggelassen wird“. Und welcher Teenager würde Sportschuhe oder eine Jacke kaufen und selbst Reflektoren aufkleben? Diese müssen schon Teil des Gesamtproduktes sein.

Prof. Till:

Prof. Till: Sportartikel am besten gleich mit Schutzausrüstung im Kombi-Angebot.

Kinderunfälle und sicheres Verhalten

Unfallprävention ist demnach ein Mix aus Produktsicherheit, Umfeld und Verhalten. Sicherheitsnormen und Gesetze sind in Österreich bereits ein zentraler Bestandteil zum Schutz eines Menschen, was die technische Seite angeht. Deshalb ist inzwischen meist das Verhalten des Kindes und/oder des Erwachsenen der sinnvollste Anknüpfungspunkt für die Kinder-Sicherheitsarbeit. Das Aufpassen der Erwachsenen kann sehr gut durch Technik – etwa der Gurt beim Hochstuhl – unterstützt werden.

Ein „sicheres“ Verhalten der Kinder ist sehr oft von Alter und Entwicklungsstand abhängig. Dies gilt es als Erwachsener richtig einzuschätzen, um dem Kind einerseits Raum für eigene Erfahrungen und Weiterentwicklung zu lassen, es andererseits aber vor Gefahren zu bewahren, die es noch nicht selbst einschätzen kann, betont Spitzer. Mit zunehmendem Alter entfernen sich Kinder naturgemäß vom Zuhause und die Unfälle geschehen in Bereichen, wo eine entsprechende Sicherheitserziehung durch die Eltern schon vorher gegriffen haben sollte. Hinzu kommt, dass sich ältere Kinder und Jugendliche natürlich immer wieder ganz bewusst risikoreich verhalten.

Reiterin mit Helm ud Rücken-Brust-Protektor

Junge Reiterin mit Helm und Rücken-Brust-Protektor.

Richtige Technik und Fitness

Beim Sport sind die passende Schutzausrüstung, ein sicheres Sportgerät, die persönliche Fitness und das richtige Erlernen der Sportart wichtige Faktoren um Unfälle zu vermeiden bzw. Verletzungen abzumildern. Als Erwachsener sollte man Kindern außerdem erklären, dass Hunde und Pferde keine „Kuscheltiere“ sind, wie es in beliebten Büchern und Filmen oftmals dargestellt wird und, dass im Fußball „taff“ nicht bedeutet, dass man jeden Zweikampf um jeden Preis gewinnen muss.

 

Wie können wir Kinderunfälle vermeiden? Tipps von GROSSE SCHÜTZEN KLEINE

  • Sich im Kleinkindalter nicht von plötzlichen Fähigkeiten des Kindes überraschen lassen.
  • Sicherheitstechnische Hilfsmaßnahmen ergreifen/verwenden (Herdschutzgitter, versperrbare Fenstergriffe, sorgfältig ausgewählter Autokindersitz, Sporthelm,…).
  • Erkennen, dass wir mit unserem Verhalten ein Vorbild für das Kind sind.
  • Darauf achten, dass die Aktivität den Entwicklungsstatus des Kindes nicht überfordert.
  • Eine „Sicherheitskultur“ im eigenen Zuhause (im Kleinkind-/Volksschulalter) wirkt nachhaltig.
  • Beim Sport darauf schauen, dass … eine Sportart entsprechend geübt wird;  …aufgewärmt wird; …eine mögliche Schutzausrüstung auch verwendet wird.

 

Trampolin mit Netz

Inzwischen ein gewohntes Bild: Outdoor-Trampolin mit Netz.

Unfallprävention wirkt

In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Anzahl der tödlichen Kinderunfälle in Österreich massiv zurückgegangen. Verstarben im Jahr 1996 noch 100 Kinder an einem Unfall, waren es 2016 „nur“ mehr 15. Dieser enorme Rückgang ist sowohl auf intensive Präventionsarbeit, technische Maßnahmen und Standards (Autokindersitz, Helm etc.) sowie auf eine bessere medizinische Versorgungskette (Notarztsystem, Hubschrauberversorgung) zurückzuführen. „Es werden nicht alle Unfälle mit tödlichen oder schweren Verletzungen zu verhindern sein. Es wird immer spezielle Einzelsituationen geben, in denen alles Negative zusammengekommen ist. Dennoch sind viele, je nach Unfallkategorie bis zu 50 Prozent, der Verletzungen vermeidbar oder zumindest in der Schwere reduzierbar“, so Till.

 

 

Mehr zum Thema Kindersicherheit gibt es in der „Bärenburg“ am LKH-Univ.Klinikum Graz: HIER klicken!

Sehen und gesehen werden im Straßenverkehr – aus der Sicht des Autofahrers: HIER klicken!

Foto ©: beigestellt, pixabay.com, h.fiegl

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